Berlin - Der stellvertretende SPD-Vorsitzende und
frühere deutsche Verteidigungsminister Rudolf Scharping zieht sich
aus der Spitze der SPD zurück. "Ich werde auf dem Parteitag im
November nicht mehr antreten", sagte Scharping der Nachrichtenagentur
Reuters am Sonntag in Frankfurt. Der "Bild"-Zeitung (Montagsausgabe)
sagte Scharping zur Begründung, er könne den Zielen der SPD besser
dienen, wenn er nicht Mitglied dieser Parteiführung sei. "Für meine
Grundüberzeugungen brauche ich, wie Sie wissen, kein Amt."
Es mache sich große Sorgen um die SPD, sagte Scharping in dem
Zeitungsinterview weiter. "Aber statt zu jammern, ist es besser, sich
mit aller Kraft zu engagieren - am richtigen Ort, mitten in der SPD."
Verlorenes Vertrauen müsse wieder zurückgewonnen werden, sagte
Scharping weiter. Der SPD-Vorstand wird im November auf einem
Parteitag in Bochum neu gewählt.
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte Scharping kurz vor der
Bundestagswahl 2002 als Verteidigungsminister entlassen, nachdem er
wegen umstrittener Kontakte zu dem PR-Unternehmer Moritz Hunzinger in
die Kritik geraten war. Ein Jahr zuvor hatten Fotos Aufsehen erregt,
die ihn mit seiner Lebensgefährtin in einem Pool auf Mallorca gezeigt
hatten.
Scharping, der 1991 Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz geworden
war, stand von 1993 bis 1995 an der Spitze der SPD. 1994 war er
Kanzlerkandidat und wurde nach der verlorenen Wahl
Fraktionsvorsitzender der Bundestagsfraktion. Auf dem Mannheimer
SPD-Parteitag verlor er 1995 den Parteivorsitz an den später aus der
aktiven Politik ausgeschiedenen Oskar Lafontaine. 1998 wurde er
Verteidigungsminister. (APA/Reuters)