Dem Vernehmen nach war die Stimmung bei der Aufsichtsratssitzung sehr gut. Alle Beteiligten, von den beiden - in der Vergangenheit nicht immer harmonisch agierenden - Geschäftsführern Erich Gornik und Helmut Krünes bis zum Betriebsrat, stünden zu der neuen Strategie. Diese werde vorerst keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Struktur des Unternehmens haben, hieß es, erst ab kommendem Jahr sollen die Bereiche nach und nach der Strategie angepasst werden. Fixiert wurde am Montag nur eine Trennung des - sehr großen - Bereichs Lebenswissenschaften in zwei Bereiche (Lebenswissenschaften und Biogenetik).
Vier Säulen
"Seibersdorf soll mit der neuen Strategie ein wirklich ansehnliches Forschungs- und Entwicklungsinstitut werden", erklärte Gornik am Dienstag. Die vier neuen Forschungsschwerpunkte seien "Säulen, auf denen das Unternehmen in einigen Jahren stehen soll. Dort wollen wir wirklich gut sein, weltsichtbare Kompetenz erlangen und so vielleicht auch ein paar Firmenansiedlungen schaffen".
Die vier Schwerpunkte sollen "aus der Vernetzung und Interaktion" von acht Kompetenzfeldern entstehen, die Säulen also quasi aus folgenden acht Ziegelsteinen aufgebaut werden: Lebenswissenschaften, Biogenetik, Intelligente Systeme, Neue Werkstoffe, Medizintechnik, Medizinische Physik, Nano-Systemtechnologien und Intelligente Medientechnologien. Als erster Schritt der Neuausrichtung soll es dieser Strategie folgend ab 2004 zu einer "Refokussierung der Themen" kommen. Von den bisher bestehenden rund 100 Forschungsthemen sollen etwa 20 Schwerpunktthemen weiterverfolgt werden, die in den acht Komptenzfeldern zusammengefasst sind.
IT-Cluster auf der Donau-Platte
Derzeit müsse das Forschungszentrum von den Informationstechnologien (IT) leben, betonte Gornik, wobei den Embedded Systems das höchste Marktpotenzial in diesem Technologiesektor zugemessen wird. Dem wissenschaftlichen Seibersdorf-Chef schwebt vor, auf der Donau-Platte in Wien einen IT-Cluster zu machen, indem ein Teil des Seibersdorfer IT-Bereichs mit den bereits dort angesiedelten k-Plus-Zentren kooperiert. "Dann hätten wir auch in Wien ein Forschungszentrum, das sich sehen lassen kann", so Gornik.
Gleichzeitig müsse in den nächsten Jahre der Biotechnologie-Sektor aufgebaut werden und in weiterer Folge der Nano-Bereich, sagte Gornik, der parallel dazu die bereits bestehende Umwelt-Systemforschung weiterentwickeln will. Die Bereiche müssten sich im Rahmen der vier Schwerpunkte miteinander vernetzen, "nur so kann man punkten", betont Gornik, der anstrebt, dass Seibersdorf "in drei Jahren deutlich anders aussieht als heute".
Neue Ressourcenzuteilung