Mehr als 24 Stunden ließ Wolfgang Schüssel verstreichen, ehe er sich öffentlich zur Tatsache äußerte, dass ihm Herbert Haupt abhanden gekommen ist und er nun mit Hubert Gorbach den dritten FP-Vizekanzler innerhalb von dreieinhalb Jahren hat.

Montag um zehn Uhr Vormittag informierte Haider die Medien, dass er Haupt entmachtet hat, dann folgten viele, viele Pressekonferenzen, Interviews und Presseaussendungen, aber keine erklärende Darstellung des Bundeskanzlers, auch nicht in tiefster Nacht. Erst Dienstag am frühen Nachmittag ließ sich der Kanzler zur Sache vernehmen, im Pressefoyer nach dem Ministerrat. Das hat natürlich Methode.

Schüssel, zu früheren Zeiten durchaus kontaktfreudig, was Medienvertreter betrifft, ist der richtigen Ansicht, ein Bundeskanzler solle sich nicht zu allem und jedem äußern. Aber wenn ihm nun schon zum x-ten Mal beim Koalitionspartner ein Minister abhanden kommt, wenn ihm zum zweiten Mal der Vize weggeschossen wird - dann könnte man doch auf ein paar klärende Worte hoffen, oder? Oder ist es eh wurscht, wie es mit dieser Regierung weitergeht? Das wollte uns der Bundeskanzler durch sein 24-stündiges Schweigen doch nicht vermitteln? (DER STANDARD, Printausgabe, 22.10.2003)