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Niesen ist noch der bei weitem harmloseste Teil einer Grippe-Erkrankung

Foto: Reuters/STR
Wien - Für die breite Bevölkerung gibt es keine Infektionskrankheit, die so oft Opfer hervorruft wie diese: Influenza. Pro Jahr erkranken in Österreich rund 400.000 Menschen. Die Zahl der Todesfälle liegt bei 1.500 bis 2.000. In den Industrieländern erkranken jedes Jahr 100 Mio. Menschen daran. Österreichische Experten rufen auch für diese "Virus-Grippe"-Saison zur Impfung auf. "Die Impfung ist 100-prozentig zu empfehlen", erklärte am Mittwoch Dr. Christiane Körner, Vizepräsidentin der Österreichischen Apothekerkammer.

Die Influenza ist ein klassisches Killer-Virus. "Es gibt keinen anderen Krankheitserreger, der im Winter zu einer Erhöhung der Sterblichkeit führt", sagte der österreichische Virologen-Doyen Univ.-Prof. Dr. Christian Kunz vergangenes Jahr.

Die wichtigsten Empfehlungen:

- Jeder, der sich die potenziell lebensgefährliche und in jedem Fall schwere Infektion ersparen will, soll sich impfen lassen.

- Speziell empfohlen wird die Impfung für chronisch Kranke ab dem siebenten Lebensmonat (z.B. Kinder mit Asthma) und Menschen über 60.

- In den USA gibt es bereits die Empfehlung, dass sich jeder Mensch über 50 gegen die Influenza immunisieren lässt. Der Grund dafür: In den Vereinigten Staaten geht man davon aus, dass ab 50 schon ein Gutteil der Menschen chronisch krank und somit besonders durch die Influenza gefährdet ist.

Thema Impfung

In Österreich gibt es deutliche Impflücken bezüglich der Influenza. In der Saison 2001/2002 waren in der Altersgruppe ab 15 rund 18 Prozent der Menschen geschützt. Bei den über 60-Jährigen waren es 36 Prozent. In den Vereinigten Staaten wird bei den Senioren eine Durchimpfungsrate von 90 Prozent angestrebt.

Die Zahl der Vakzine hat sich vergrößert. Laut Dr. Christiane Körner gibt es in diesem Jahr insgesamt neun Influenza-Impfstoffe. Die Expertin: "Erstmals gibt es auch einen eigenen Kinderimpfstoff mit halber Dosierung." Drei der Erwachsenenimpfstoffe sind mit speziellen Adjuvantien versehen, welche die Immunantwort stärker machen sollen. Das kann speziell bei älteren Menschen ein Vorteil sein. Die "normalen" Influenza-Vakzine werden in den österreichischen Apotheken um höchstens 13 bis 14 Euro abgegeben, die adjuvierten um 16 bis 17 Euro.

Doch die Preise können in diesem Jahr auch niedriger sein. Das kommt auf die Einkaufsbedingungen der einzelnen Apotheken an. Der Grund dafür: Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren konnte man sich offenbar nicht auf eine österreichweite Influenza-Kampagne einigen. Dazu wäre vor allem die Zustimmung und die Unterstützung der Impfstoffhersteller notwendig gewesen. Zu den Vakzinkosten kommt noch das Impfhonorar beim Arzt. Vergangenes Jahr betrug die Empfehlung zehn Euro.

Empfehlung

Die Forderung nach einem möglichst breiten Impfschutz gegen die Influenza - das Vakzin schützt jeweils nur ein Jahr - unterstützt auch der Wiener Pulmologe Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Popp vom Institut "Gesunde Lunge": "Die Empfehlung lautet natürlich darauf, das sich möglichst viele Menschen impfen lassen. Es ist entscheidend, dass sich nicht nur ältere Menschen und chronisch Kranke immunisieren lassen. Auch Schulkinder sollten geimpft werden. Sie sind auch die Überträger der Krankheit."

Der Experte weiter: "Natürlich ist bei alten Menschen und chronisch Kranken das Risiko besonders hoch, dass sie wegen einer Influenza ins Spital eingeliefert werden müssen. Aber die Infektion kann auch bei sonst Gesunden eine schwere Erkrankung auslösen." Sind ältere Menschen noch nicht gegen die Pneumokokken geimpft, könnte eine Influenza-Immunisierung auch ein günstiger Zeitpunkt für diesen zusätzlichen Schutz sein.

Weitere Hochrisikogruppen

Genau so entscheidend aber wäre, dass sich auch alle Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten, gegen die Influenza immunisieren lassen. Hier gibt es deutliche Hinweise darauf, dass ein Großteil von ihnen ungeimpft ist und somit als "perfekter" Überträger fungieren kann. Laut den Fachleuten sollte es keinen Arzt geben, der nicht immunisiert ist. In dem diesjährigen Influenza-Impfstoff sind Antigene der Stämme A/Neu Kaledonien/20/99(H1N1)-ähnliches Virus, A/Moskau/10/99(H3N2)-ähnliches Virus und B/Hongkong/330/2001-ähnliches Virus enthalten.

In der nördlichen Hemisphäre gibt es derzeit die ersten Anzeichen, dass die "Hydra" Influenza wieder - wie alljährlich - ihre Köpfe erhebt. Die WHO berichtet derzeit von sporadischen Ausbrüchen in Russland, Kanada und Alaska. Auf der Südhalbkugel ist dies in Südamerika, Australien und Madagaskar der Fall. Einen großen Influenza-Ausbruch gibt es bereits in Island.

Behandlung nach Ausbruch

Seit vergangenem Jahr gibt es mit Oseltamivir ("Tamiflu") auch das erste Medikament zur ursächlichen Behandlung der Influenza in Tablettenform. Das Arzneimittel gehört zu den so genannten Neuraminidase-Hemmern. Durch die Blockade dieses Virus-Enzyms können in infizierten Zellen keimende Viruspartikel nicht freigesetzt werden. Das reduziert die Symptome in ihrer Stärke um rund 40 Prozent. Die Häufigkeit von Komplikationen (Bronchitis, Nasennebenhöhlen-, Mittelohr- und Lungenentzündungen) wird etwa halbiert.

Doch das Medikament, das die Dauer der Erkrankung verringert, ist kein Ersatz für die Impfung. Außerdem wäre eine monatelange ständige Einnahme zur eventuellen Prophylaxe ausgesprochen kostspielig. Die beste Wirkung des Arzneimittels ist dann gegeben, wenn es schon innerhalb kürzester Zeit nach dem Auftreten von Symptomen eingenommen wird.

(APA)