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Irgendwann wenden Kinder auch aktiv die zweite Sprache an - ganz einfach und sicher

Montage/Fotos: Archiv
Innsbruck - Ausreichend lange Öffnungszeiten, Fremdsprachenangebote und kleine Gruppen - so sieht für viele Eltern der ideale Kindergarten aus. Die Innsbrucker "Kindervilla" wird diesen Wünschen gerecht. Sprachen spielen beim Angebot der 1999 gegründeten Kindervilla im Stadtteil Dreiheiligen eine zentrale Rolle. Zum einen geht es um den Spracherhalt bei Migrantenkindern, erklärt Geschäftsführer Ovagem Agaidyan, der selbst aus der Türkei stammt und zwölf Jahre lang Mitarbeiter der ORF-Minderheitenredaktion war.

Zweisprachige Assistentinnen Von der Krabbelstube der Einjährigen bis zu den Vorschulgruppen stehen zweisprachige Assistentinnen für Deutsch-Türkisch beziehungsweise Deutsch-Serbisch-Kroatisch-Bosnisch zur Verfügung. Agaidyan verweist auf das Problem der "Halbsprachigkeit" vieler Migrantenkinder, die also weder richtig Deutsch sprechen noch ihre Muttersprache ausreichend beherrschen. Agaiydan: "Je besser der Erwerb der Erstsprache funktioniert, desto leichter ist es später weitere Sprachen zu erlernen."

"Spracherweiterungsprogramm"

In den Kindergartengruppen der Kindervilla wird überdies ein "Spracherweiterungsprogramm" angeboten, das für Englisch und Französisch bereits besteht, Italienisch kommt demnächst hinzu. Neben den Kindergärtnerinnen gibt es in den Gruppen jeweils eine Native Speakerin, erläutert Marlene Seeberger, pädagogische Leiterin der Kindervilla. Diese redet dann mit den Kindern ausschließlich in ihrer Muttersprache.

In der Englisch-Gruppe ist Allison Dierich mit vier Kindern gerade am Basteln und spricht von der "nose" und den "lips". Die Kinder fragen auf Deutsch nach, aber es ist für sie normal, dass auf Englisch geantwortet wird.

Spielend leicht Im Vordergrund stehe ein passiver Spracherwerb, betont Seeburger, irgendwann würden die Kinder auch aktiv die zweite Sprache anwenden und es sei erstaunlich, wie einfach und sicher in diesem Alter die Aussprache erlernt würde. Damit die Kinder zwischen den beiden Sprachen unterscheiden können, sei es wichtig, dass jede Person konsequent nur eine Sprache verwendet betont Seeberger.

Derzeit besuchen 80 Kinder die Kindervilla, wobei Agaidyan glaubt, dass es die Sprachenschwerpunkte in dieser Kombination in Österreich kein zweites Mal gibt. Wesentlich ist für ihn, dass der Anteil von einem knappen Drittel Migrantenkinder mit dazu beiträgt, dass "kein Elitekindergarten entsteht". Die Kosten: rund 300 Euro pro Monat.

Konkurrenzkampf

Nebenbei sei noch erwähnt, dass die Kindervilla mit ihren Gruppengrößen von 13 bis 15 Kindern und Öffnungszeiten von 7.00 bis 19.00 Uhr auch ansonsten den wachsenden Konkurrenzkampf um Kinder nicht zu scheuen braucht. (Hannes Schlosser, DER STANDARD Printausgabe 23.10.2003)