Frankfurt/Main - Mit Schmiergeldern sollen sich Mitarbeiter der Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport einen Millionen-Auftrag in Usbekistan erkauft haben. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt bereits seit mehr als einem Jahr wegen des Verdachts der Bestechung beim Ausbau des Flughafens der usbekischen Hauptstadt Taschkent. Der Sprecher der Justizbehörde, Job Tilmann, bestätigte am Wochenende entsprechende Medienberichte. Es handle sich um den ersten Fall nach dem 1998 in Kraft getretenen Gesetz gegen internationale Bestechung.

Sechs Fraport-Mitarbeiter unter Verdacht

Zu Einzelheiten wollte Tilmann nicht Stellung nehmen. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" stehen sechs Fraport-Mitarbeiter in Verdacht, darunter ein leitender Manager. Sie sollen für den 26,4-Millionen-Mark-Auftrag zur Modernisierung des Flughafens über eine zwischengeschaltete Firma Bestechungsgelder an usbekische Spitzenfunktionäre gezahlt haben. Empfänger von 195.000 US-Dollar soll der damalige Chef der usbekischen Fluggesellschaft, Arslan Rusmetow, gewesen sein.

Weiterleitung von Schmiergeld

Dem Nachrichtenmagazin zufolge vergab Fraport im Juni 2000 im Rahmen eines Export-Geschäfts mit Usbekistan zwei Aufträge über 478.000 Mark an eine inzwischen insolvente Spedition im Hunsrück. Darin sähen die Ermittler die verdeckte Weiterleitung des Schmiergelds. Fraport selbst wies am Sonntag darauf hin, dass zwei mit dem Geschäft befassten Mitarbeiter im Dezember 2002 fristlos entlassen worden seien, nachdem die Staatsanwaltschaft über das Ermittlungsverfahren informiert habe.

Unternehmen leugnet, davon gewusst zu haben

"'Nützliche Aufwendungen' wurden mit Billigung der Gesellschaft nicht gezahlt", betonte das Unternehmen. Und Verstöße gegen geltendes Recht würden selbstverständlich unter keinen Umständen geduldet. Laut "Spiegel" legen aber unternehmensinterne Dokumente den Verdacht nahe, dass die beiden geschassten Fraport-Mitarbeiter nicht auf eigene Rechnung gehandelt hatten.

Ex-Mitarbeiter klagen

Nach einem Bericht der "Frankfurter Rundschau" klagen die beiden entlassenen Mitarbeiter nun gegen Fraport. Rechtsanwalt Werner Ronimi, der einen der beiden vor dem Frankfurter Arbeitsgericht vertrete, behaupte, der Fraport-Vertreter in Usbekistan habe die Forderung Rusmetows in Höhe von 500.000 Mark an seinen Abteilungsleiter gemeldet.

Angeblich über Subunternehmer

Der Abteilungsleiter habe erklärt, mit Fraport gehe das nicht, aber man könne einen Subunternehmer einschalten. Die Koblenzer Firma Kroll habe daraufhin fingierte Monteursrechnungen ausgestellt und dem Fraport-Mann das Geld in bar übergeben. Dieser habe es dem Fluglinien- und Flughafen-Chef Rusmetow Ende 2000 in Taschkent ausgehändigt. Fraport wies diese Darstellung zurück: Scheingeschäfte seien keinesfalls von Vorgesetzten geplant, genehmigt oder geduldet worden.

Belege ohne Gegenleistung

Laut "Frankfurter Rundschau" kam die Schmiergeldzahlung ans Licht, nachdem Subunternehmer Kroll in Konkurs gegangen war und die Koblenzer Staatsanwaltschaft bei der Firma entsprechende Fraport-Belege ohne erkennbare Gegenleistung gefunden hatte. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ließ die Büros des Usbekistan-Vertreters und des Einkäufers von Fraport durchsuchen, wie ihr Sprecher Tilmann bestätigte. (APA)