Wien - Warum geht man ins Konzert? Diese Frage kennt so viele Antworten wie Konzertbesucher. Die des musikalischen Reporters lautet: Hin und weg sein! Abgründe müssen sich auftun, emotionales Entertainment erster Klasse soll sich ereignen. Nun soll es aber auch Konzertbesucher geben, die nach der täglichen Erwerbsarbeit nur mal ausspannen, frohgemut sitzen und Schönes hören wollen.

Das Konzert als Akustik-Spa, als klingendes Körperbad, sozusagen: Tönchen, die dahinblubbern wie die Luftbläschen im Whirlpool, agogische Linien, die sich sanft heben und senken wie das körperwarme chlorierte Hellblau im Wellenbad. Für Konzertbesucher zweiter Gattung ist Vladimir Ashkenazy der perfekte Bademeister, pardon: Künstler. Er spielte mit dem Orchestra di Padova e del Veneto zwei Klavierkonzerte von Mozart (als Solist und Dirigent), wobei "spielen" kaum das zutreffende Verb ist: Er hangelte sich mit Konzentration und Präzision durch Dreiklangszerlegungsketten, ackerte sich durch Oktavläufe.

Strapazierte man die Bilderwelt des Agrarischen weiter, könnte man weiterführen, dass Ashkenazy sein Klangfeld mit verwechselbaren Tonpflänzchen sonder Zahl bestellte, akkurat in Reih und Glied gepflanzt, und dass er auch auf dynamischem Gebiet zur Monokultur tendierte.

Furien müssten wüten in Mozarts d-Moll-Konzert (Das erste Moll-Konzert! Die "Requiem"-Tonart!); das Schrecklichste überhaupt müsste sich ereignen in diesen drei Sätzen. Es wurde aber lediglich ein bisschen leiser und dann wieder ein bisschen lauter. Wenn überhaupt. Plätschernder Mozart. (end)