Wien - Das Innenministerium will den Auftrag zur Errichtung und zum Betrieb eines österreichweiten Blaulichtfunknetzes neu ausschreiben. Zu einer Neuausschreibung könnte es möglicherweise noch heuer kommen, Details zur weiteren Vorgangsweise sollen in den nächsten Wochen festgelegt werden, hieß es am Montag aus dem Innenministerium. Bei der Ausschreibung gelte das Vergabegesetz, womit sich auch das frühere Betreiberkonsortium master-talk wieder bewerben könne.

Projekt mit Mastertalk gescheitert

Die Errichtung des ursprünglich geplanten Blaulicht-Tetra-Funknetzes "Adonis" durch die Betreiberfirma Mastertalk war Ende Juni 2003 nach einer beidseitigen Vertragsaufkündigung wegen Uneinigkeit über die Projektkosten gescheitert. An Mastertalk halten Siemens und die Wiener Stadtwerke jeweils 32,45 Prozent, Raiffeisen 25,10 Prozent und der Verbund 10 Prozent. Adonis sollte den ursprünglichen Plänen zufolge in einer ersten Stufe schon seit März 2003 in Betrieb sein, der Vollausbau war für 2005 vorgesehen. Der Auftragswert lag bei 310 Mio. Euro. Mastertalk hatte zuletzt mit einer Schadenersatzklage gegen die Republik gedroht, zumal das Konsortium bereits 100 bis 120 Mio. Euro in das Projekt investiert hatte.

Das Innenministerium strebe mit der nunmehrigen Neuausschreibung des Funknetzes weiterhin eine österreichweite Lösung an, hieß es heute. Das Bundesland Tirol, wo bereits ein Grundnetz bestehe, soll dabei eine Vorreiterrolle spielen und helfen, alle anderen Bundesländer wieder mit ins Boot zu holen. Zuletzt hatte man vor allem in Tirol und Niederösterreich Insellösungen befürchtet. Außerdem werde eine "rasche und enge Koordination und Zusammenarbeit mit den Blaulichtorganisationen und den übrigen Bundesländern" angestrebt, hieß es weiter.

"Essentielles Werkzeug"

Österreich strebt bereits seit 1997 einen österreichweiten digitalen Funk innerhalb der Exekutive, den Ländern, Ministerien und den Einsatzorganisationen an. Ein digitales Funksystem stellt laut Innenministerium "ein essentielles Werkzeug" für alle Blaulichtorganisationen dar, um im Einsatzfall, in der täglichen Routine und im Katastropheneinsatz ein effizientes Mittel zur Kommunikation zur Verfügung zu haben.

Einem Zeitungsbericht zufolge hatte es im Innenministerium kürzlich mit Mastertalk-Eigentümern eine Verhandlungsrunde über Adonis gegeben. mastertalk könnte laut Bericht künftig einen neuen Eigentümer erhalten, Interesse hätten Motorola, Telekom Austria und Alcatel angemeldet.

Mastertalk "mangelhaft"

Das Innenministerium habe Ende Juni den Vertrag mit der Betreiberfirma Mastertalk gekündigt, weil das Projektmanagement durch Mastertalk "mangelhaft" gewesen sei, präzisierte ein Sprecher des Innenministeriums am Montag gegenüber der APA. Wesentliche Leistungen seien nicht im geforderten Zeitrahmen erbracht worden, dazu habe es technische Mängel gegeben.

In Tirol sei bereits einiges in den Aufbau eines digitalen Funknetzes investiert worden, es bestehe allerdings noch kein flächendeckendes Netz.

Siemens will Ausschreibung "genau prüfen"

Siemens Österreich werde die Unterlagen für die Neuausschreibung über den Aufbau und die Errichtung eines österreichweiten digitalen Blaulichtfunknetzes "genau prüfen" und dann über eine Bewerbung entscheiden, hieß es aus der Siemens Österreich-Pressestelle am Montag zur APA. Die Ausschreibung sei jedoch bis dato nicht erfolgt.

Siemens hält 32,45 Prozent an der Betreiberfirma master-talk, die im Juli 2002 vom Innenministerium mit der Errichtung des Blaulichtfunknetzes "Adonis" beauftragt worden war. Das 310 Mio. Euro schwere Projekt war Ende Juni durch eine beidseitige Vertragsaufkündigung gescheitert.

Das Innenministerium hatte master-talk schlechtes Projektmanagement und technisches Versagen vorgeworfen. master-talk hatte bei Innenminister Ernst Strasser (V) hingegen eine "selektive Wunschvorstellung" geortet, wonach Adonis mit 1.000 Euro pro Endgerät im Jahr finanziert werden könnte. Diese Forderung war aus Sicht von master-talk aber "unwirtschaftlich". (APA)