"Das ist ein klassischer Guerillakrieg. Pro Tag finden jetzt bis zu 25 Anschläge statt", erklärt der Strategieexperte Albert A. Stahel. Wenn derzeit zwei bis drei Kampfgruppen tätig seien, wäre das viel, so der Titularprofessor der Universität Zürich zum Standard.

"Ich habe den Eindruck, dass neben verschiedenen Gruppierungen wie der Hisbollah aus dem Libanon alte, professionelle Kräfte aus dem Irak selbst kämpfen", glaubt der Dozent für Strategische Studien. Diese Kräfte würden sich aus der alten Armee Saddam Husseins rekrutieren. Einige der Anschläge seien schon vor Kriegsbeginn vorbereitet worden. "Einen Guerillakrieg führt man nicht aus dem blauen Himmel heraus, das muss vorbereitet werden."

Die Guerillakämpfer müssten ausgebildet und geführt werden, Ausrüstung und Bewaffnung müssten gestellt, die Taktik festgelegt werden, erklärt der Militärexperte. Das deute darauf hin, dass es zumindest eine Gruppe mit militärischem Hintergrund gäbe, die schon vor dem Krieg Vorbereitungen für die Ausführung der Guerillataktik getroffen habe. Guerillakampf sei also ein Teil der Verteidigungsstrategie des Saddam-Regimes gewesen.

Die Chancen der USA in diesem Guerillakrieg schätzt der Universitätsprofessor nicht gerade gut ein: "Washington müsste nun immer mehr Soldaten in den Irak bringen. Das hat man in den USA schon einmal gehabt: in Vietnam, oder?" Truppenverstärkungen seien eine innenpolitische Frage der USA, derzeit seien viel zu wenig Mann im Irak unter Waffen. Dazu komme, dass die USA ihren gesamten Einsatz im Irak offensichtlich unterschätzt hätten.

Außer dem Einsatz militärischer Mittel müssten die USA die irakische Bevölkerung da zu bringen, die Guerillas nicht zu unterstützen. "Das wird für die US-Truppen nicht einfach sein, die Amerikaner bewegen sich in einem Umfeld, dass ihnen nicht gewogen ist", sagt Stahel: "Eine Lösung wäre, Soldaten aus islamischen Staaten in den Irak zu bringen." Die würden dann zumindest "andere Zielobjekte" stellen. Das sei zwar "makaber, aber jeder Krieg ist makaber", meint Professor Stahel. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.10.2003)