Moskau - "Das ist alles nur passiert, weil sie die fünf Mann der Wasserpumpstation entlassen haben", zitiert der Internetdienst "russland-aktuell" einen Passanten in Novoschachtinsk. Das trifft sich mit der Kritik der Gewerkschaften: "Die neuen privaten Eigentümer versuchen, so viel Profit wie möglich aus den Zechen zu schlagen", sagte der russische Funktionär Ruben Badalow am Mittwoch.

Nach Meinung der Kritiker haben sowohl in Novoschachtinsk als auch in Partisansk die Grubenbetreiber frühere Mahnungen über mangelnde Sicherheitsstandards ignoriert. Die meisten russischen Bergwerke stammen noch aus Sowjetzeiten, ihre Sicherheit ist laut Bergbauexperten fragwürdig.

77 verunglückte Bergleute allein in diesem Jahr

Die Gewerkschaftsvertreter zählen 77 verunglückte Bergleute allein in diesem Jahr. In schlimmen Jahren können es bis zu 200 sein, in der Ukraine gar dreimal so viel, so weit die Behörden Unfälle nicht verheimlichen. Dass Kumpel unter diesen Umständen in den Schacht steigen, ist vor allem in der prekären Arbeitsplatzsituation begründet.

In etwa 80 Prozent aller Schachtanlagen seien die Förder- und die Sicherheitstechnik völlig verschlissen, sagt Badalow. "Auf eine Million Tonnen Kohle kommt im Schnitt ein getöteter Bergmann"; das seien Verlustzahlen wie vor 100 Jahren. (sed, DER STANDARD Printausgabe 30.10.2003)