IT-Business
Lotus-Chef Papows tritt zurück
Abkommen mit Konkurrenten Microsoft
Orlando - Jeff Papows, Präsident und CEO der IBM-Softwaretochter Lotus Development, tritt per
1. Februar zurück, um, wie er selbst sagt, "wieder eine unabhängige Firma zu leiten." Die Nachfolge von
Papows, der im vergangenen Jahr wegen Diskriminierungsvorwürfen unter Druck gekommen war,
übernimmt der IBM-Veteran Al Zollar.
Zollar war 23 Jahre bei "Big Blue" und leitete zuletzt die Abteilung für Business Security Software. Einen
Zusammenhang zwischen seinem Rücktritt und der Klage einer ehemaligen Mitarbeiterin, die behauptet
gegenüber einer Kollegin benachteiligt worden zu sein, die ein Verhältnis mit Papows gehabt haben soll,
bestreitet der scheidende Lotus-Chef. Zu welcher Firma Papows wechselt, ist noch unklar, fest steht nur,
dass er im zweiten Quartal noch bei Lotus bleiben wird, um Zollar zu unterstützen.
Papows leitet die Firma aus Cambridge/Massachusetts seit 1993, einer Zeit in der die Benutzer des
Hauptproduktes "Lotus Notes" noch in "Hunderttausenden und nicht in Millionen gezählt wurden", wie er
bei seiner Ansprache auf der Benutzerkonferenz "Lotusphere 2000" in Orlando sagte. Mittlerweile sei man
mit 56 Millionen Anwendern des E-Mail- und Organisationsprogramms Marktführer vor dem Hauptrivalen
Microsoft. Als die eigentliche Überraschung der Messe gilt denn auch eine Vereinbarung, die Benutzern
des Microsoft-Programms "Outlook" Zugriff auf "Notes"-Daten erlaubt. Bisher hatten Microsoft und Lotus
ihre E-Mail-Systeme strikt voneinander getrennt.
Auf der Lotusphere wurde außerdem eine Reihe von Initiativen in den Bereichen "Mobile Access" und
"Wissensmanagement" vorgestellt: In Kooperation mit dem finnischen Mobilfunkunternehmen Nokia und
dem US-Konzern 3Com werden Programme für den Zugriff auf "Notes"-Inhalte über Mobiltelefone und
Handheld-Computer entwickelt. - Ein Marktsegment, von dem sich Lotus einiges verspricht: Allein die
Zahl der Handys mit Internet-Zugang soll bis zum Jahr 2003 von derzeit nahezu null auf fast 200 Millionen
steigen. Eine erste Lösung für den österreichischen Markt soll im Frühjahr auf der Fachmesse "Exponet" in
Wien vorgestellt werden.
Beim Wissensmanagement setzt Lotus auf die "Raven"-Software, die die unternehmensweite Verwaltung
und Verteilung von Informationen erlaubt. So können leicht zugängliche Homepages zu einzelnen Projekten
erstellt werden und umfangreiche Datenbanken über die Fähigkeiten der Mitarbeiter angelegt und abgefragt
werden. Die Entscheidung über den Umfang der weitergegebenen Daten und die Lösung etwaiger Probleme
im Zusammenhang mit Datenschutz und Privatsphäre der Mitarbeiter bleibt dabei den einzelnen
Unternehmen überlassen. (APA)