Keine eindeutige Verbindung
"Die erste und die zweite Jahreshälfte hätten nicht unterschiedlicher sein können", sagte Wjugin. Er könne aber die befürchtete Kapitalflucht nicht eindeutig mit der Festnahme des ehemaligen Yokus-Chefs Michail Chodorkowski in Verbindung bringen. Im dritten Quartal sei privates Kapital im Volumen von 7,7 Milliarden Dollar aus Russland abgeflossen. Die Notenbank schätze den Kapitalabfluss für das Gesamtjahr auf 8,6 Milliarden Dollar.
"Keine Vertrauenskrise"
Kein Einzelfall
Der Vorsitzende der liberalen Jabloko-Partei, Grigori Jawlinsi, betonte in "Die Welt" jedoch, dass dieses Vorgehen eben keinen Einzelfall darstelle: So etwas geschehe mit Tausenden Unternehmern im gesamten Lande. Seiner Meinung nach hat mittlerweile eine totale Verschmelzung von Macht und Geschäft stattgefunden. Präsident Wladimir "Putin hat nichts gegen Demokratie, sie ist ihm gleichgültig. Putin ist ein Anhänger des Obrigkeitsstaates aus Überzeugung. Das bestimmt die Rangfolge seiner Aufgaben: Armee, Erhöhung des Bruttoinlandsprodukts, Kampf gegen Armut. Demokratie gehört nicht zu seinen Prioritäten", sagte Jawlinski.
Chodorkowski gilt als reichster Mann Russlands
Die russische Justiz hatte Chodorkowski Ende Oktober in einer spektakulären Aktion festgenommen und einen Teil der Yukos-Aktien konfisziert. Chodorkowski wird Steuerhinterziehung in Milliardenhöhe vorgeworfen. Er gilt als reichster Mann Russlands, unterstützt innenpolitische Gegner von Präsident Wladimir Putin und hat eigene politische Ambitionen signalisiert. Das Vorgehen der Justiz wurde als Teil eines politischen Machtkampfs zwischen den "Oligarchen" genannten Wirtschaftsspitzen und ehemaligen Mitarbeitern russischer Geheimdienste um Putin interpretiert. Das Vorgehen im Yukos-Fall hatte an den Märkten Ängste vor einem Ende der Privatisierungspolitik und Panikverkäufe ausgelöst. (APA/Reuters)