Wer jetzt noch keine Lehrstelle hat, hat schlechte Karten: 2414 Angebote an Lehrplätzen wies die Statistik des Arbeitsmarktservice AMS mit Ende Oktober aus, 303 (oder 11,2 Prozent) weniger als vor einem Jahr. Dem standen 5352 vorgemerkte Arbeitslose unter 19 Jahren gegenüber.

Gewerkschaftsjugend-Vorsitzender Jürgen Eder geht davon aus, dass heuer 13.000 Jugendliche eine Lehrstelle suchen, aber nicht finden.

Hiobsbotschaft

Just als diese Zahlen in der Vorwoche veröffentlicht wurden, kam die nächste Hiobsbotschaft. Wer sich mangels Lehrstelle entschließt, erst einmal weiterzulernen und ein Studium anzugehen, hat deswegen nicht unbedingt bessere Chancen: Auch für Akademiker ist es derzeit schwierig, einen Arbeitsplatz zu finden. Pro Jahr endet für rund 97.000 Jugendliche die Schulpflicht, machen 39.000 die Matura - und der Großteil macht irgendeine Ausbildung weiter. Oft aus Mangel an Alternativen.

Strukturen werden "verschlankt"

Denn in fast allen Unternehmen wurden in den letzten Jahren die Strukturen "verschlankt" - dieselbe Arbeit wurde auf weniger Personen verteilt, allfällige Schwankungen im Arbeitsanfall, die früher durch Leerläufe in weniger arbeitsintensiven Zeiten gepuffert wurden, sind weit gehend ausgeschaltet worden. Daher nehmen Unternehmen nicht mehr "auf Vorrat" Personal auf - die Ausbildung von Lehrlingen für einen möglichen (aber nicht sicheren) späteren Bedarf ist stark eingeschränkt worden. Die Gewerkschaftsjugend, die sich auch als Vertretung der arbeitssuchenden Jugend sieht, fordert daher eine von den Betrieben unabhängige Ausbildungsmöglichkeit, die bis zum Lehrabschluss führen soll.

Was für Absolventen der Pflichtschule gilt, die eine Lehrstelle suchen, gilt in ähnlicher Weise auch für die 7175 als arbeitslos vorgemerkten Akademiker (die allerdings nicht alle frisch vom Studium kommen): Früher hat die öffentliche Hand als Arbeitgeber eine große Rolle gespielt - aber der rigorose Sparkurs der letzten Jahre hat dazu geführt, dass kaum noch neue Akademikerposten angeboten werden. Am schlimmsten erwischt es freilich jene, die selbst mit der Pflichtschule Schwierigkeiten hatten.

Weniger Hilfsarbeiterjobs

"Als ich in den Siebzigerjahren begonnen habe, hat es immer noch etwa sieben Prozent jedes Geburtsjahrgangs gegeben, die ohne irgendeine weitere Ausbildung gearbeitet haben - zum Reifenanstecken oder für andere Hilfsarbeiten hat es irgendwie gereicht. Aber diese Jobs gibt es heute kaum mehr", erinnert sich der Berufsschullehrer Manfred Klopf.

Weil es aber immer weniger Hilfsarbeiterjobs gibt, drücken junge Leute, die momentan (oft entwicklungsbedingt) gar nicht zum Lernen motiviert sind, die Schulbank. Oder drängen in Lehrberufe, von denen sie sich ebenfalls rasch überfordert fühlen.

Dauerlösung ist das keine, sagt Klopf: "Da kommen Leute in die Berufsschule, die die Grundrechnungsarten nicht beherrschen." Und die würden dann in eine berufliche Sackgasse geführt - obwohl die Geburtsjahrgänge kleiner werden : "Unternehmen selektieren beinhart von denen, die da sind, die Besten." (Conrad Seidl/DER STANDARD, Printausgabe, 10.11.2003)