Zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Privaten liegt oft nur noch die zu entrichtende Gebühr als Unterschied. Wissen wir, klar. Grenzen verschwimmen allerdings auch auf anderen TV-Ebenen. Eine Analyse in der "ZiB 1" zum ÖBB-Streikthema wird zum verbalen sozialpartnerschaftlichen runden Tisch, der sich vor Milde biegt. Und ein Kulturbeitrag mutiert zum Kaffeekränzchen, bei dem sich Damen über die Gestaltung der Geschlechtsregionen von Barbiepuppen unerhalten ("Treffpunkt Kultur").

Laufend fallen auch die Grenzen zwischen Sehern und den Menschen in der Glotze. Was war es einst schwer, da reinzukommen! Jetzt reicht es schon, auf freche Weise nichts und vor allem nicht singen zu können. Wenn das so weitergeht, könnte es bald mehr Kehlkopfkünstler als Zuseher geben. Leider wird es aus Selbstschutzgründen der Sender nicht dazu kommen - es müsste das Format ja dann in Ermangelung von Quote sterben.

Grenzen des Wachstums leider auch bei Real-Life-Formaten: Auf ATV plus wird eine Maturaklasse gesucht, die durch ihre letzten Schulwochen begleitet wird. Gähn! In jeder Schule Kameras aufstellen. Jedem Schüler eine Kamera umhängen und den Eltern auch, und dann die Familien tauschen, oder Eltern als Lehrer, Lehrer als Schüler. Wäre toll! Aber wer würde noch zusehen? (tos/DER STANDARD, Printausgabe vom 12.11.2003)