tele.ring -Chef Hubertus Hofkirchner wehrt sich gegen die Vorwürfe der Mitbewerber, sie würden mit ihrer Netzzusammenschaltungsgebühr den viertgrößten heimischen Mobilfunker tele.ring mitfinanzieren. Genau das Gegenteil sei der Fall, so Hofkirchner am Dienstag vor Journalisten. Platzhirsch Mobilkom Austria würde einen jährlichen Überschuss aus Zusammenschaltungs-Entgelten von 83 Mio. Euro erzielen, während tele.ring 6 Mio. Euro Verlust damit verbuchen müsste. Die Mitbewerber würde auf unseren Ein-Cent-Tarif mit einer "Welle der Panik" reagieren.

Interconnection Fee

Bei dem seit Wochen schwelenden Konflikt in der Mobilfunkbranche geht es um die Terminierungsentgelte, auch Zusammenschaltungsgebühren oder Interconnection Fee genannt. Dabei handelt es sich um die Kostenbeteiligung der Mobilfunker bei Telefonaten zwischen zwei Mobilfunknetzen. Wird beispielsweise vom Netz A ins Netz B telefoniert, dann muss der Betreiber des A-Netzes eines Teil seiner Tarifeinnahmen aus diesem Telefonat an Betreiber B für die teilweise Nutzung dessen Mobilfunknetzes zahlen. Mobilkom Austria, T-Mobile und One zahlen höhere maximale Terminierungsentgelte an tele.ring als bei Telefonaten in das Netz eines der drei großen Betreiber. Sie sehen darin eine Quersubventionierung der Tochter des US-Telekomkonzerns Western Wireless.

Gegenüber den WebStandard forderte T-Mobile Sprecherin Manuela Bruck, dass tele.ring – nach vier Jahren mit Subventionen, nun der Marktwirtschaft überlassen werden sollte. Zumal durch das Ein-Cent- "Preisdumping" der Stellenwert von mobiler Telefonie gesenkt werde und Investitionen gefährden könnte.

Gleich hohen Terminierungsentgelte

Einmal mehr verwies Hofkirchner darauf, dass alle anderen Mitbewerber die gleich hohen Terminierungsentgelte erhielten, als sie noch ähnlich niedrige Kundenzahlen wie tele.ring hatten. Dass tele.ring - im Gegensatz zu den Mitbewerbern - seit Jahren noch nicht die kritische Masse von 700.000 Kunden überschritten habe, liege an den unterschiedlichen Startbedingungen. Schließlich hätten die Ersten am Markt einen Handy-freien Raum vorgefunden, wohingegen für später eingetretene ein bei weitem härterer Verdrängungswettbewerb herrsche.

Ärger über die Telekom Austria

Außerdem ärgert sich tele.ring über die Mutter der Mobilkom Austria, die börsennotierte Telekom Austria (TA). Mit dieser habe man bereits einen Vertrag über die Senkung der Interconnection Fee unterzeichnet, doch zwei Tage später, als tele.ring seinen 1-Cent-Tarif präsentiert habe, wollte die TA laut Hofkirchner von dem Vertrag nichts mehr wissen und hatte eine Ausstiegsklausel genutzt. Gleichzeitig fordere die Telekom das Ende der Regulierung, wo doch in Österreich bisher keine einzige Interconnection-Einigung ohne Telekom-Regulierungsbehörde möglich gewesen wäre.

Sehr einseitig

Den Vorwürfen der Mitbewerber, tele.ring sei im letzten Moment von einer gemeinsamen Studie ausgestiegen, die nur mehr einen geringen Regulierungsbedarf in Österreich als Ergebnis hatte, widerspricht Hofkirchner. Man habe sich bereits im März des heurigen Jahres aus der Studie zurückgezogen, da die Fragestellung der Studie sehr einseitig gewesen sei. Ein Ende der Regulierung würde jedenfalls nur die Marktbeherrscher bevorzugen und für die Endverbraucher zu höheren Preisen führen.

518.000 Mobilfunkkunden

tele.ring hat nach Eigenangaben derzeit 518.000 Mobilfunkkunden, wobei der Anteil der lukrativen Vertragskunden bei 74 Prozent liege. Das sei auch der einer der Gründe, warum tele.ring den höchsten durchschnittlichen Umsatz pro Kunden erziele. Der zweite wesentliche Grund dafür sei, dass man größtenteils Vieltelefonierer habe, die zu einem großen Teil auch schon ihr Festnetz abgemeldet hätten, so die Western Wireless-Tochter. Im 3. Quartal habe man das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erzielt, Zahlen nannte Hochkirchner allerdings keine, da Western Wireless gerade die Bilanz umstellen würde und einige Landesorganisationen damit noch nicht fertig seien. "Nächstes Quartal gibt es wieder Zahlen", versprach Hofkirchner (40), der mit Jahresende das Unternehmen verlässt. Sein Ziel des Turnaround habe er geschafft, und nun wolle er sich, wie bereits beim Einstieg bei tele.ring vor zwei Jahren angekündigt, seinem eigenen Unternehmen "Bellevue Internet" widmen, einem Anbieter für E-Commerce. (APA/red)