Zwei Wirtschaftswissenschafter haben die Pisa-Studie neu bewertet und den Finanzaufwand mit berücksichtigt. Gemessen daran ist der heimische Schulerfolg äußerst mittelmäßig.

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Wien - Wenn man den finanziellen Input mit dem Leistungs-Output vergleicht, dann ist der Erfolg des heimischen Schulwesens bescheiden. Zwei Forscher haben die 2001 veröffentlichte Pisa-Studie nach diesen Kriterien neu bewertet. Das Ergebnis liegt dem Standard vor. Sie gehören der Dornbirner "frey Akademie" an, die ursprünglich ein Spin-off - sozusagen ein "Ableger" - der ETH-Zürich war. Die Vorarlberger sind auf die Evaluierung von Bildungs- und Sozialeinrichtungen sowie die Einführung effizienter Unterrichtsmethoden spezialisiert.

Korea vor Finnland

Bei der OECD-Studie zur Lesekompetenz hat das heimische Schulwesen ursprünglich gut abgeschnitten. Wird aber der finanzielle Aufwand mitgerechnet, so rutscht Österreich vom oberen Drittel unter den Mittelwert: Platz 13 statt Platz sieben, gefolgt von der Schweiz. Deutschland liegt in dieser Wertung weiterhin hinter Österreich. Beim ersten Platz wird Pisa- Sieger Finnland von Korea verdrängt, das allerdings für sehr hohe Klassenschülerzahlen bekannt ist. Finnland erhält aber noch immer die "Silbermedaille". Bemerkenswert ist das Abschneiden von Tschechien und Ungarn, die Österreich überflügeln. Die Schlussfolgerung der Autoren Richard Hennessey und Roland Mangold: Eine Erhöhung der Bildungsausgaben produziert nicht automatisch mehr Qualität.

Irland effizienter

Die beiden Wirtschaftswissenschafter haben auch die Bildungsausgaben in Beziehung zum Brottoinlandsprodukt gesetzt. Demnach entsprechen die Ausgaben in Finnland, Japan und Korea dem Wert, der aufgrund ihres BIP zu erwarten wäre. Die heimischen Investitionen hingegen ergeben den größten Abstand zwischen tatsächlichem und Erwartungswert. Schätzungen zufolge hätte Österreich - gemessen am Ergebnis - um 27,6 Prozent weniger ausgeben müssen. Einen guten Vergleichswert gibt Irland, das bei gleicher Leistung um 56,6 Prozent weniger für die Bildung seiner Jugend ausgibt als Österreich.

Kostentreibende Faktoren sind laut Studienautoren: dass in Österreich zum Beispiel die Länder Lehrer einstellen, aber der Bund zahlen muss - "eine merkwürdige Vorstellung von Föderalismus", wie sie meinen. Für eine "maßvolle Einstellungspolitik" gebe es überhaupt keine Anreize.

Qualitätsmanagement gefordert

Schulautonomie wird von den Wissenschaftern prinzipiell positiv gesehen. Aber nur, wenn gleichzeitig Qualitätsmanagement betrieben wird. Denn nur dann könnten Direktoren und Lehrer die gewonnene Freiheit kompetent nützen - und Schulen zum Beispiel selbst über Auswahl und Vergütung ihrer Lehrer frei entscheiden. Außerdem wird externe Kontrolle des Leistungsstandes der Schüler empfohlen.

Langfristig sollte es eine "marktorientierte Regulation" des Schulwesens geben, samt leistungsbezogener Budgets. "Wirkungsorientiert" nennt es Hennessey: So könnten zum Beispiel Schulen in benachteiligten Regionen, die trotzdem große Ausbildungserfolge erzielen, mehr Geld bekommen als andere.

Zentralmatura

Länder mit zentralen Prüfungssystemen und einem Wettbewerb der Schulen untereinander erzielten bessere Ergebnisse, sagt der Forscher. Eine Zentralmatura, wie sie in Frankreich existiert, fände er gerechter und effizienter als das bisherige System.

Das Fazit (das in den Ohren der Bildungsministerin wohl wie Musik klingen wird): "Da zwischen Bildungsinput und -output kein empirisch signifikanter Zusammenhang festgestellt werden kann, wäre es falsch, einfach die Bildungsausgaben im bestehenden System zu erhöhen, um den Output zu steigern." Aber mit einem entsprechenden Bildungs-Qualitätsmanagement könnte Österreich bei gleich bleibendem Budget zur OECD-Spitze aufsteigen. (Martina Salomon/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.11.2003)