Jorma Ollila

Jorma Ollila wirkt wie ein bescheidener Mann. Keine Entourage oder aufwändige Security würde vermuten lassen, dass hier einer der einflussreichsten Manager Europas zugegen ist, wenn er sich mit den Musikern unterhält, die ihm zu Ehren Fritz Kreisler im Kassasaal der Oesterreichischen Nationalbank spielen. Mit großem Ernst nimmt Ollila den Schumpeter-Preis entgegen, mit dem ihm die Schumpeter-Gesellschaft als "Entrepreneur" auszeichnet. Damit beschrieb der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter den Typus der Unternehmer, die nicht nur geschäftlichen Erfolg haben, sondern die auch unsere Gesellschaft bewegen.

"Und wir haben erst die Spitze des Eisbergs gesehen."

"Schumpeter beschrieb, welche fundamentale Änderung die Einführung der Eisenbahn in einem Land hervorruft", sagt Ollila in seinem Vortrag, "das kann man mit Fug und Recht auch für die Einführung von mobiler Telekommunikation sagen. Und wir haben erst die Spitze des Eisbergs gesehen."

Kultur

Dabei spricht Ollila nicht über Technik, die das hervorgebracht hat, sondern über Unternehmenskultur. Es sei nicht leicht, in wenigen Worten zu sagen, wie sich der Mischkonzern Nokia Anfang der 90er-Jahre aus einer existenziellen Krise zum Weltmarktführer entwickelt habe. Aber, ganz nach Schumpeters Theorie, "das Hauptkriterium ist die Innovation, eine Kollage freier und imaginativer Ideen, die alles infrage stellen, was wir wissen. Das ist für jedes Unternehmen entscheidend", beschreibt Ollila den Umbruch, aus dem mobile Telekommunikation zum Fokus des Konzerns wurde.

Innovation sei aber nicht "das blendende Licht, das gelegentlich aufzuckt, sondern es braucht ein Umfeld, in der ständige Innovation der Eckpunkt des Alltagslebens ist". Und der Schlüssel dazu sei "ein auf Werten basierendes Leadership, dass dieses Umfeld nährt und Leidenschaft und Emotionen zulässt". Mitarbeiter würden von ihrem Unternehmen wissen wollen, "Was bringt mir der Einsatz?", eine Frage, die man nicht nur mit Stock-Option-Programmen beantworten könne. "Woran glaubt dieses Unternehmen? Zunehmend glaube ich, dass solche Werte der Kitt sind, der Organisationen zusammenhält."

Vertrauen, Teamarbeit, flache Hierarchien

Vertrauen, Teamarbeit, flache Hierarchien: So beschreibt Ollila, den Mitarbeiter auch in der Kantine beim Mittagstisch treffen können, die Fundamente, in denen er das Erfolgsgeheimnis des finnischen Konzerns sieht. Und "bescheiden und offen bleiben" sei vor allem in Zeiten großen Erfolgs wichtig: "Man soll zwar auf erbrachte Leistungen stolz sein, aber man darf das nicht in die Zukunft projizieren." (Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 21. November 2003)