Burgenlands Medienlandschaft, bislang ein wenig öd, verspricht, in Bewegung zu kommen. Einfach deshalb, weil das Burgenland größer wird, nämlich ein Teil Pannoniens.

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Die Sache mit der Erweiterung tritt allmählich in eine alltagstaugliche Phase, im Burgenland jedenfalls, wo die Grenzüberschreitungen aus und nach Ungarn eine Tradition haben, die weit hinter das Ende des Eisernen Vorhangs zurückgeht. Seit einiger Zeit und demnächst sieht man das auch an der medialen Szenerie des kleinen Landes, die bislang eher mit dem Wort traurig zu charakterisieren war.

100 Nachbarn

Das Landesstudio des ORF hat schon im Vorjahr damit begonnen, mit der ungarischen Schwester zu kooperieren, derzeit läuft eine TV-Serie, in der "100 Nachbarn" porträtiert werden. Noch im November wird eine zweisprachige Gratiszeitung erscheinen, die monatlich das Burgenland, Westungarn und das angrenzende Niederösterreich mit Regionalinformationen und lokalen Anzeigen beliefert.

Eine weitere Initiative ist gerade dabei, ein Quartalsmagazin auf die Beine zu stellen, das von einer gemeinsamen slowakisch-österreichisch-ungarischen Redaktion getragen werden soll.

Genau dies ist auch der Ansatz der burgenländisch-slowakisch-ungarischen TV-Initiative. Drei Kabelsender haben sich zusammengetan und produzieren nun gemeinsam das vorerst 15-minütige Magazin "Prisma". Nicht mit Beiträgen über die, sondern aus den drei Ländern. Das mache die Sendung, die jetzt monatlich, ab März wöchentlich, läuft, weit authentischer, meint Ferry Tschank, der Chefredakteur des Burgenländischen Kabelfernsehens (BKF), dem kleinsten der drei Partner.

Hehre Ziele

In Ungarn ist Hír TV, ein landesweiter Nachrichtensender, dabei. In der Slowakei Tele Ruzinov, der die Kabelnetze in der Region Bratislava versorgt. Gemeinsam erreichen die drei Anstalten potenziell rund fünf Millionen Seher. Expandiert Tele Ruzinov wie geplant in die gesamte Slowakei, wären es sieben Millionen.

Das BKF versorgt rund 35.000 Haushalte. Würde man also beim BKF mit dem burgenländischen Anteil an diesem Projekt sich zu brüsten versuchen, wäre das, meint Ferry Tschank, "so, als wedelte der Schwanz mit dem Hund". Natürlich hat "Prisma" vor allem hehre Ziele, sozusagen einen Bildungsauftrag. "Wir wollen zeigen, wovor die Menschen sich fürchten, worüber sie sich freuen, was sie bewegt.

Es geht uns darum, dass der pannonische Raum auch geistig zusammenwächst. Wir haben uns ja vergessen, deshalb konnten auch leicht Ängste geschürt werden. Wir wollen mithelfen, uns wieder zu finden", sagt Tschank.

Gemeinsamer Markt

Aber er macht auch klar, dass die Kooperation gerade fürs Burgenland auch ökonomische Chancen eröffnet. "Wenn die ersten Hürden der Integration einmal vorbei sind, ist die gesamte Region ein einziger medialer Markt." Einer von der Größe ganz Österreichs. Und deshalb auch von einigem ökonomischen Gewicht, das übers Mediale hinaus seine Trägheit entfalten kann.

Zuversichtlich verspricht also Lobomir Belak, der Chef der slowakischen Tele Ruzinov: "Wir werden es schaffen, die Qualität der Beiträge auf das Niveau des staatlichen Fernsehens zu bringen, um so unsere Sendereichweite zu vervielfachen."

Dem stillen Betrachter der bewegten und sprechenden Bilder drängt sich bei diesem Versprechen freilich eine einschlägige und auf der Hand liegende Frage auf. (Wolfgang Weisgram/DER STANDARD; Printausgabe, 22./23.11.2003)