Washington - Das US-Repräsentantenhaus hat eine Gesetzesvorlage verabschiedet, die sich gegen die Missbräuche in der 7000 Milliarden Dollar schweren US-Fondsbranche richtet. Es ist die erste Maßnahme des US-Gesetzgebers gegen Missstände wie Markttiming und nachbörslichen Handel bei Investmentfonds.

Wie berichtet, haben Fondsmanager fast aller großen US-Fonds Informationsvorsprünge und die unterschiedlichen Öffnungszeiten der internationalen Börsen zu illegalen Transaktionen ausgenützt und die Gewinne teilweise selbst eingesteckt.

Künftig sollen die Investmentfonds unabhängige Compliance-Beauftragte ernennen, die Gebühren deutlicher ausweisen und andere Maßnahmen zum Schutz der Anleger ergreifen. Des Weiteren müssen zwei Drittel der Aufsichtsratsmitglieder bei den Fonds unabhängig von der Fondsverwaltung sein. Bisher galt das nur für die Mehrheit.

Fairen, ausgeglichenen und funktionierenden Markt gewährleisten

"Wir im Kongress haben die Verpflichtung, einen fairen, ausgeglichenen und funktionierenden Markt zu gewährleisten. Schließlich besitzen 95 Millionen Amerikaner, also die Hälfte aller Haushalte, Investmentfonds", konstatiert der Republikaner Richard Baker, der die Gesetzesvorlage vorangetrieben hat. Seiner Meinung nach sei es wichtig gewesen, jetzt etwas zu tun, "damit die Verbraucher wissen, dass der Kongress handelt". Nach der Gesetzesvorlage des Repräsentantenhauses wird es verboten, dass Hedgefonds und Investmentfonds von ein und derselben Person verwaltet werden. Personen, die mit einem Fonds in Verbindung stehen, dürfen laut Gesetzentwurf keine kurzfristigen Handelsgeschäfte betreiben. Die Broker müssen offen legen, ob sie einen finanziellen Anreiz für den Vertrieb eines bestimmten Fonds erhalten. Die Fondsmanager müssen die Positionen der Fonds, die sie verwalten, aufführen. Außerdem müssen die Fonds veröffentlichen, wie sie ihre Stimmrechte in Hauptversammlungen wahrnehmen. Die Wertpapieraufsichtsbehörde SEC soll eine interne Untersuchung über ihre Kontrolle der Fondsbranche durchführen und die Ergebnisse dem Kongress vorlegen. Der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer bemängelte die Gesetzesvorlage. Die Debatte über die Anzahl der unabhängigen Aufsichtsratsmitglieder "ist lächerlich", kritisierte er. "Uns wird das Geld aus der Tasche gezogen. Das ist ein riesiger Sumpf." (Bloomberg, Der Standard, Printausgabe, 24.11.2003)