Es könnte Sinn machen, das Dramma eroico Armida , einst unter Prunk (27 römische, sechs türkische, vier heroische Kostüme und sechs für Nymphen und Faune) aufgeführt, anders zu interpretieren. Warum aber etwas intellektuell schräg biegen, das durch seinen aktuellen Plot (Befreiung Jerusalems von den Mohammedanern) aus sich selbst sprechen würde?

Petrus Herberstein verlegt die Geschichte der Araberprinzessin Armida (intensiv Alexandra Liebich) und des gefährlichen, karrierefixierten Kreuzritters vor Jerusalem, Rinaldo (stimmkräftig: Oung Park), in ein Ingenieursbüro. Dabei verzichtet Herberstein (auch Dirigent) auf ziemlich alles, was seine Intention nachvollziehbar machen könnte: auf Dekorationen, Masken, Kostüme.

In einer Technikerbrigade haben dann natürlich Nymphenlist und Zauberkräfte nichts zu suchen. Musik? Haydn schuf einen reichen Orchestersatz, der besonders die Mittelstimmen zur Geltung bringt. Hier punktet man. Wo aber die Appoggiaturen und Verzierungen auch eingespart werden, wo dramatische Sturmmusik hinplätschert und die Beschwörung in Armidas Zauberwald mit Sanftmut überzuckert wird, läuft die Musik Gefahr, zur einer No-Label-Kunst zu werden. (henn/DER STANDARD, Printausgabe, 25.11.2003)