Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/epa/Pleul

Im Salzkammergut beging man am vergangenen Wochenende wieder einen alten – und gleichzeitig höchst umstrittenen – Brauch. Im Zentrum der Festivitäten steht dabei die Prämierung heimischer Singvögel. Diese waren zuvor gefangen worden und verbringen die Wintermonate unfreiwillig in den Volieren der Vogelfänger.

"Dass es sich bei dem Vogelfang um Tierquälerei handelt, ist schon hausverstandsmäßig erfassbar", kritisiert Harald Balluch vom Verein gegen Tierfabriken. Beim Fangen würden die Tiere "nicht selten schwere Verletzungen erleiden und verenden dann qualvoll oder werden von den Fängern am Boden zertreten".

"Proteste völlig egal"

Beim "Salzkammergutverband für Vogelfreunde" weist man die Anschuldigungen zurück. "Mir sind diese Proteste völlig egal, denn wir quälen die Vögel nicht und halten uns strikt an die gesetzlichen Auflagen", so Vereinsobmann Alfred Riezinger. Gefangen werden dürfen die Vögel in Oberösterreich nur in den Wochen zwischen 15. September und 30. November.

Gefangen werden die Tiere mit "Netzkloben" – ein Lockvogel wird in einem Käfig an einen Baum gehängt, nimmt dann ein zweiter Vogel auf einem "Stangerl" Platz, stülpt ein spezieller Mechanismus ein Netz über das Tier. "Dieser Vorgang verläuft ohne Schaden für den Vogel, der seine Gefangenname völlig stressfrei erlebt", erklärt Riezinger.

"Eindeutig Tierquälerei"

Dem widerspricht der Ornithologe Jürgen Plass vom Biologiezentrum des Landes Oberösterreich: "Bei diesem Brauch handelt es sich eindeutig um Tierquälerei. Die Vögel durchleben eine traumatische Situation, die sie nur schwer verkraften können."

Man wolle den Menschen die "Schönheit dieser Vögel vorführen", erklärt Riezinger. Das Argument, dass dies auch in freier Wildbahn möglich sei, lässt er nicht gelten: "Das Fangen ist der Kern des Brauchs, wenn das aufhört, verlieren wir ein großes Stück oberösterreichischer Volkskultur." (Markus Rohrhofer/DER STANDARD; Printausgabe, 26.11.2003)