Wien - Die Rolle der Technischen Hochschule in Wien in der Ersten Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus dokumentiert die vom Universitätsarchiv der Technischen Universität (TU) Wien gestaltete Ausstellung ".. von jeher ein Hort starker nationaler Gesinnung". Die Schau, die auf einem großen, kurz vor Abschluss stehenden Forschungsprojekt des Uni-Archivs im Auftrag des Bildungsministeriums beruht, ist vom 1. bis 13. Dezember im Prechtl-Saal im TU-Hauptgebäude am Karlsplatz zu sehen.

Der Titel der Ausstellung ".. von jeher ein Hort starker nationaler Gesinnung" ist ein Zitat aus einer Rede des 1938 eingesetzten Rektors der Hochschule, Rudolf Saliger. Das Wort "national" sei in der Ersten Republik vieldeutig belegt gewesen, mit schillernden Untertönen, erklärte die für die Schau verantwortliche Leiterin des TU-Archivs, Juliane Mikoletzky. Seine Bedeutung habe von deutschnational bis zu nationalsozialistisch gereicht und damit den Leuten erlaubt, je nach Position zu changieren. Es sei damit sehr gut für die Beschreibung dessen geeignet, was die politische Einstellung der TU, aber auch der anderen Universitäten charakterisiere, so Mikoletzky.

Antisemitismus früh erkennbar

Bewusst beginnt die Ausstellung schon 1918, weil bereits in den Anfängen der Ersten Republik "außerordentlich drastische Formen des Antisemitismus" wahrnehmbar gewesen seien, erklärt die Archiv-Leiterin. "Die Entwicklung ab 1938 ist nicht so plötzlich gekommen, schon zu Zeiten, als von Nationalsozialismus noch keine Rede war, entstanden Elemente, auf denen sich später trefflich aufbauen ließ", betonte Mikoletzky. So habe es an der Technischen Hochschule bereits 1923 einen "deutlich gegen Juden gerichteten" Numerus Clausus gegeben.

Die Ausstellung dokumentiert weiters die materielle Not der Nachkriegsjahre, die Überfüllung und die finanzielle Auszehrung der Hochschulen, die berufliche Chancenlosigkeit vieler Absolventen infolge der Weltwirtschaftskrise und die politische Repression des Ständestaates - Entwicklungen, die einen Nährboden für Nationalismus und Antisemitismus bildeten. Mit dem Kriegsausbruch 1939 wurde die Hochschule zum Rüstungsbetrieb erklärt und "kriegswichtige" Projekte zum Hauptgegenstand der Forschung. Dies war wahrscheinlich mit ein Grund, warum die Technik ab 1943 von Bombentreffern nicht verschont blieb. Den Abschluss der Schau bildet ein Blick auf den Beginn des Wiederaufbaus nach Kriegsende und die Versuche, nicht nur die materiellen, sondern auch die moralischen Schäden im Rahmen der Entnazifizierung zu beseitigen. (APA)