Kotauczek: Österreich ist, wie man weiß, innovationsfeindlich und dann trotzdem und erstaunlicherweise wieder sehr begeisterungsfähig. Das hat man beim Handy gesehen und das kommt immer wieder in ausgefuchsten Technologien, zum Beispiel im CAD-Bereich, vor.
STANDARD: Wo sehen Sie den Platz einer europäischen, einer österreichischen Softwareindustrie?
Kotauczek: Wir haben das Problem, dass wir aus der Überfülle an ständig neuen Dingen aus der EDV die Strömungen herausfinden müssen, die Standort spezifisch für Österreich besonders gut passen und deshalb voraussichtlich angenommen werden. Denn es wird in diesem Bereich weit mehr erfunden, als jedes Unternehmen, auch Microsoft, je abdecken kann. Das ist eine Chance für Beko. Denn fast alles in der Softwareindustrie ist auf den amerikanischen Markt zugeschnitten. Und Technik und Mentalität müssen zusammenpassen.
STANDARD: Stichwort Microsoft. Wie sehen sie die Open-Source-Bewegung, bei der Teile der Software der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden?
Kotauczek: Ich glaube, dass Microsoft seinen Gipfel überschritten hat und die Open-Source-Bewegung macht dies bemerkbar. Dadurch kommen noch volatilere Zeiten auf die Softwarehersteller zu - und das ergibt für uns grundsätzlich einmal viele Chancen.
STANDARD: Zum Thema Chancen und Risken - wie beurteilen Sie die EU-Osterweiterung und die Möglichkeiten von Outsourcing?
Kotauczek: Die Öffnung der Märkte wird das Thema der nächsten Zeit. Wenn die Slowakei aus Preßburg eine Steueroase macht, indem die Firmensteuern hinuntergesetzt werden und wir sie anheben, dann müssen wir unsere Zentrale nach Preßburg verlegen, auch wenn das Zentrum physisch in Wien bleibt. Steuertechnisch bleibt dann natürlich mehr in Preßburg als in Wien hängen. Da fällt nämlich auch das Argument weg, dass man die Mentalität des Marktes verstehen muss, für den man produziert. Wir beobachten das genau.
STANDARD: Wie beurteilen Sie dann die Zukunft der heimischen Softwareindustrie?
Kotauczek: Es wird zu einer starken Konsolidierung kommen. Die Branche hat zu viele kleine Firmen, die unabhängig voneinander, teilweise parallel, dahinwerkeln. Andererseits haben die großen internationalen Softwarehäuser ihre Entscheidungszentren nie in Österreich gehabt.
STANDARD: Beko hat in der Vergangenheit oft die Personalfrage thematisiert und kritisiert, dass es zu wenige Fachkräfte gibt. Da gab es etwa den Beko-Bus, der vor Unis um Techniker warb. Wie sieht das jetzt aus?