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London - Der Euro hat zu seinem ersten Geburtstag Anfang Jänner "befriedigende Noten" von Volkswirten erhalten. Die europäische Gemeinschaftswährung habe die große Schlacht gewonnen und ihre Glaubwürdigkeit als wichtige Weltdevise unter Beweis gestellt, sagten von Reuters befragte Volkswirte. Der Rückgang des Euro-Kurses an den Devisenmärkten sei allerdings als große Enttäuschung gewertet worden, nachdem die Währung euphorisch als starke und stabile Währung angekündigt worden war. Von 41 befragten Volkswirten bezeichneten drei das Debüt des Euro als exzellent, 15 als sehr gut und 21 als befriedigend. Zwei Volkswirte sprachen von einer armseligen Leistung. Enttäuschung über sinkenden Wechselkurs "An den Anleihe- und Aktienmärkten war die Einführung des Euro ein großer Erfolg," sagte Jean-Louis Mourier von Aurel Leven in Paris. "Der sinkende Wechselkurs des Euro war die einzige Enttäuschung im vergangenen Jahr," fügte er hinzu. Die Entwicklung des Euro könne nicht nur an seinem Wert im Vergleich zum US-Dollar festgemacht werden", sagte Rui Paolo Santos von BPI in Lissabon. Er müsse auch an seinem inneren Wert gemessen werden. Er verwies auf die historisch niedrigen Inflationsraten, die Stabilität innerhalb der Europäischen Union und die zunehmende Verwendung des Euro als Zahlungsmittel und Leitwährung. Der Euro hat seit seinem Debüt am 4. Jänner 1999 etwa 15 Prozent an Wert zum Dollar verloren. Damals war er mit rund 1,17 Dollar gestartet. Derzeit wird die europäische Gemeinschaftswährung bei etwa 1,01 Dollar gehandelt. Zum japanischen Yen büßte der Euro rund 20 Prozent ein. "Sein erstes Jahr ist zufriedenstellend verlaufen, weil der Euro zwar immer noch besteht, aber ein armseliges Dasein fristet. Der Euro hat einen zu niedrigen Wert, so dass der US-Dollar seine Vormachtstellung behalten wird," sagte Marc Touati von der Natexis Banques Populaires in Paris. An den Anleihenmärkten war der Euro ein "Hit" An den Anleihemärkten ist der Euro ein "Hit" gewesen. Die Emission von in Euro denominierten Anleihen in den ersten drei Quartalen 1999 war im Vorjahresvergleich vier Mal so hoch wie die von Emissionen in anderen EU-Währungen. "Viel schneller als erwartet hat die Liquidität an den europäischen Anleihemärkten zugenommen, womit sie zu einem Ernst zu nehmenden Konkurrenten für die US-Bondmärkte wurden," sagte Jean Dermine vom Centre for International Financial Services in Paris. Die Volkswirte sagten, dass die Schwäche des Euro nicht gerechtfertigt sei. Sie gingen davon aus, dass eine Konjunkturerholung in Europa den Euro zum Dollar stärken werde. Ihrer durchschnittlichen Prognose zufolge wird der Euro auf 12-Monats-Sicht bei 1,12 Dollar gehandelt werden. (Reuters)