Wien - Der prominente Wiener Baumeister Richard Lugner (71) hat es doch noch geschafft, mit Hilfe der Österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG) und außergerichtlichen Zahlungsvereinbarungen ein gerichtliches Insolvenzverfahren abzuwenden. Der Konkursantrag, den der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) gegen die Einzelfirma Baumeister Ing. Richard Lugner eingebracht hat, wurde heute abgewiesen. In den nächsten Monaten muss er nun den Vereinbarungen nachkommen. Bereits im Jänner soll der Bau des geplanten Kinocenters bei der Lugner City starten.

"Ich habe immer gesagt, dass das so ausgehen wird", sagte Lugner heute in einer ersten Reaktion. Die Baufirma werde nun nur noch einen einzigen Auftrag abwicklen: Den Bau des Kino-Center in unmittelbarer Nähe seines Einkaufszentrums, der Lugner City" im 15. Wiener Bezirk. Als Bauherr fungiert die Immoconsult, eine Tochter der Österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG) - mit deren Hilfe Lugners Baufirma in letzter Minute vor dem Konkurs gerettet wurde.

Keine Details

Genaue Zahlen oder Details darüber, wie die Abwendung des Konkurses gelungen ist, wollte Lugner heute nicht verraten. Bei den bisher genannten Angaben zu den Verbindlichkeiten seiner 1962 gegründeten Baufirma - angeblich rund 27,3 Mio. Euro, von denen rund 17 Mio. Euro auf Banken entfallen - sei "alles abgemischt worden". Tatsächlich habe er mit der Baufirma "60 Mio. Schilling oder 4,5 Mio. Euro in den Sand gesetzt".

Anfang Oktober dieses Jahres war bekannt geworden, dass der Baumeister seinen Gläubigern einen stillen Ausgleich mit einer Quote von 27,9 Prozent angeboten hat. Lugner erklärte daraufhin, er strebe nicht länger einen stillen Ausgleich an, sondern werde alles bezahlen, benötige er dafür aber noch Bankkredite.

Konkursantrag

Am 20. Oktober brachte der AKV einen Konkursantrag gegen Lugner ein, um "endlich eine vollständige Klärung der tatsächlichen Vermögenssituation unter gerichtlicher Aufsicht" sicher zu stellen und das "Verwirrspiel um den versuchten außergerichtlichen Ausgleich" zu beenden. Das Handelsgericht setzte Lugner eine Frist bis 28. November, bis zu der er darstellen sollte, wie er seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen wird.

Kurz vor Ablauf der Frist einigte sich der begnadete Selbstdarsteller, Opernballgeher und ehemalige Präsidentschaftskandidat mit der ÖVAG auf ein Finanzierungskonzept, dass ihm ermöglichte, die fälligen Verbindlichkeiten zumindest teilweise zu bezahlen und sogar sein lang angekündigtes Kino-Center zu bauen. Mit den beiden Hauptgläubigerbanken Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) und Erste Bank muss Lugner bis 30. April eine Lösung finden, bis dahin halten sie jedenfalls still.

Die - unbestrittenen - Forderungen der Lieferanten hat Lugner mit Hilfe der ÖVAG zur Gänze bezahlt. Gläubiger, die auf Lugners Angebot für einen stillen Ausgleich im September eingegangen sind, sind damit schlechter ausgestiegen. Mit den öffentlichen Gläubigern wurden Vereinbarungen auf Ratenzahlung oder Abschläge getroffen.

Zuletzt gab es nur noch Probleme mit dem Finanzamt, bei dem Lugner mit rund 3 Mio. Euro in der Kreide stand, daher zog sich sich die Entscheidung des Gerichts bis heute hin. Nach Lugners Angaben hat er beim Finanzamt jedenfalls keine Schulden mehr.(APA)