Bild nicht mehr verfügbar.

Clint Eastwood, unüblich strahlend bei der Londoner Premiere von 'Mystic River'

Foto: APA/EPA/Yui Mok
Drei runzlige Haudegen werden in den Himmel geschossen, weil der Astronauten-nachwuchs die alten Maschinen nicht reparieren kann: So lautete im Jahr 2000 die Mission in Space Cowboys , einem Raumfahrtsproblemfilm, mit dem für den US-Regisseur Clint Eastwood im Alter so typisch selbstironischen Plot.

Damals hieß es bereits, es könnte seine letzte Arbeit sein, schließlich war der Hollywoodstar bereits 70 und sprach vom Aufhören. Eastwood ließ es aber zum Glück nicht sein: Seine mittlerweile 24. Regiearbeit, das düstere Drama Mystic River, läuft ab Freitag, 28.11., in heimischen Kinos und galt bereits bei den letzten Filmfestspielen in Cannes als ein Höhepunkt.

Dass der Regisseur Eastwood mittlerweile auf der ganzen Welt von einer cinephilen Fangemeinde verehrt wird, war nicht immer so: Einige sehen in ihm noch heute den schweigsamen Revolverhelden aus Sergio Leones Spaghetti-Western, mit denen der in den 60er-Jahren noch völlig unbekannte TV-Schauspieler schlagartig berühmt wurde.

Vor allem in den Filmen von Don Siegel, allen voran natürlich als "Dirty" Harry Callahan, gewann er dann als eiserner Vollstrecker von Law and Order Profil - und nicht nur Freunde: Die liberale und einflussreiche Filmkritikerin Pauline Kael bezeichnete die Callahan-Reihe etwa als schlichtweg faschistisch.

Eastwood, der Anfang der 70er erstmals ins Regiefach wechselte (Play Misty For Me), blieb seinem Rollenbild dennoch treu: Er untersucht weiter sinnstiftende Amerikana auf ihre Gültigkeit, anhand stoischer, einsamer Helden. Wobei Gerechtigkeit wohl in keinem seiner Filme je aus verbürgtem Recht hervorgeht, sondern stets mit einem - durchaus ambivalent bleibenden - Individualismus erkämpft wird. Konservativ sind seine Filme letztlich darin, dass sie an keine bessere Welt glauben wollen.

Als Regieautor nahm diesen zutiefst amerikanischen Regisseur zuerst das Ausland wahr, wo schon "Handwerker" wie John Ford, Howard Hawks oder Nicholas Ray zu Künstlern erhoben worden waren: Eastwoods Stil, berühmt sparsam, ist klassisches, umstandsloses Storytelling. Spätestens 1992, mit dem Oscar-prämierten Western Unforgiven, erkannte man diese Qualitäten auch in Hollywood.

Mit anderen Aktivitäten machte der am 31. Mai 1930 in San Francisco geborene Eastwood nur von 1986-88 als Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Carmel von sich reden - wo er vor einigen Jahren auch ein Hotel eröffnete. Politische Statements, die über lokale Anliegen hinausgehen, gibt der Republikaner aber selten ab. Lieber widmet er sich in Ruhe seiner zweiten Leidenschaft, dem Jazz. Für Mystic River hat er übrigens erstmals die gesamte Filmmusik selbst komponiert. (DER STANDARD, Printausgabe, 28.11.2003)