London - Damien Hirst, der erfolgreichste britische Konzept-Künstler, hat nahezu ein Drittel seines eigenen Frühwerks von dem Privatsammler Charles Saatchi zurückgekauft. Wie viel er dafür bezahlen musste ist unbekannt. In der britischen Presse wurde am Donnerstag über eine Millionensumme spekuliert. Als Ursache für den "noch nicht da gewesenen Vorgang" (The Independent) gilt ein Streit zwischen dem Künstler und seinem Entdecker.
Kunst und Portemonnaie
Saatchi, der den Großteil von Hirsts Werken besitzt, hatte sein neues Museum am Londoner Themseufer in diesem Jahr mit einer Hirst-Retrospektive eröffnet. Schon dies hatte Hirst, der "Zirkuskünstler der Britart" (The Guardian), durch Nicht-Erscheinen boykottiert. In der Presse hieß es, dem Künstler habe unter anderem missfallen, dass seine provokanten Arbeiten in einem hundert Jahre alten Verwaltungsgebäude ausgestellt wurden.
Hirst bezeichnete Saatchi als "kindisch" und sagte: "Er erkennt Kunst nur mit dem Portemonnaie." Zeitungen wie "Times" und "Independent" vermuten aber auch geschäftliche Absichten hinter der Rückkauf-Aktion: Demnach befürchtet Hirst, Saatchi wolle einen Großteil seiner Werke zugleich auf den Kunstmarkt bringen und damit die Preise einbrechen lassen.
Umkehrung der Rollen
Aus Saatchis Umfeld hieß es: "Es ist eine wunderbare Umkehrung der Rollen. Der Künstler ist so reich geworden, dass er sein Werk von seinem eigenen Mäzen zurückkaufen kann." Hirsts Vermögen wird inzwischen auf etwa 50 Millionen Euro geschätzt. Seine letzte Ausstellung in der Londoner "White Cube Gallery" brachte 16 Millionen Euro ein. Eines seiner Werke, eine Vitrine mit Tierschädeln, wurde vor Kurzem bei einer Auktion in den USA für 1,6 Millionen Dollar versteigert.