Wien - Wien hat ein besonders personalintensives Schulwesen - einer der Gründe dafür sind Spezialmodelle gegen das Hauptschulsterben. Günter Haider, Chef der "Zukunftskommission" zur Reform des Schulwesens, meint aber, dass die heimischen Großstädte am Niedergang ihrer Hauptschulen selbst schuld seien. Wenn man zulasse, dass in Wien 75 Prozent eines Altersjahrganges (versus 25 Prozent in Bregenz) in die AHS übertreten, dann dürfe man sich nicht wundern, wenn die Hauptschule zur Restschule werde, in der es auch keine erste und zweite Leistungsgruppe mehr gebe, sagt er im STANDARD-Gespräch. In manchen Wiener Bezirken sei die AHS längst zur Gesamtschule geworden. Trotzdem findet Haider auch lobende Worte für die Bundeshauptstadt: Hier gebe es mehr Projekte als anderswo. Um aber die Finanzprobleme nicht ständig zum Politiker-Pingpong werden zu lassen, müssten alle - Bund wie Länder - endlich alle konkreten Zahlen auf den Tisch legen.Haider glaubt nicht, dass die aktuelle Misere die Debatte um eine inhaltliche Schulreform untergraben wird. Derzeit tourt er durch die Bundesländer. Zuletzt sei ihm in Vorarlberg eine "positive Welle der Zustimmung" entgegengeschlagen, sagt der Bildungsforscher. (mon/DER STANDARD, Printausgabe, 29./30.11.2003)