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Das Männerheim "Meldemannstrasse" in Wien-Brigittenau wurde 2003 geschlossen - ein Teil der Bewohner übersiedelte in ein neues Heim in der Siemensstrasse. Die "Solidarische Gemeinschaft für Obdachlose und Asylwerber" besetzte das Haus in der Nacht von Freitag auf Samstag.

Foto: APA/Hans Klaus Techt
Wien - Die „Solidarische Gemeinschaft für Obdachlose und Ausgegrenzte“ hat in der Nacht von Freitag auf Samstag das geschlossene Heim in der Meldemannstraße besetzt oder - wie die AktivistInnen es nannten - in "Eigenregie wieder eröffnet". Zu Mittag wurde das Gebäude von der Stadt Wien polizeilich geräumt. Die AktivistInnen riefen zu Solidaritätskundgebungen vor dem Heim auf.

Versorgung von AsylwerberInnen unzureichend

Die "Solidarische Gemeinschaft für Obdachlose und Ausgegrenzte" wollte mit der Besetzung ein Zeichen setzen und Möglichkeiten für zusätzlich Schlafplätze und Winternotquartiere für Asylanten und Obdachlose aufzeigen: In Wien seien mindestens 4500 Menschen obdachlos, die Dunkelziffer sei noch höher. Die Versorgung von AsylwerberInnen ist unzureichend. Durch strenge Bundesbetreuungsrichtlinien werden hilfsbedürftige Flüchtlinge einfach auf die Straße gesetzt. Außerdem seien die AsylantInnenheime von Bund, Ländern und NGOs überfüllt.

"Unterkunft und offenes soziales Zentrum"

Primäres Ziel sei es, das "Haus zumindest über die Wintermonate uneigennützig als Unterkunft und offenes soziales Zentrum zu nutzen", erklärten die AktivstInnen in einer Aussendung. Zudem solle die Obdachlosen-und Asylproblematik wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt werden.

Elend aus dem Blickfeld gerückt

Durch die Übersiedlung der ehemaligen Bewohner des Männerwohnheimes Meldemannstraße in die Siemensstraße sei das alltägliche Elend aus dem Blickfeld einer breiteren Öffentlichkeit gerückt worden. Zudem biete das neue Heim weniger Menschen Platz, auch die Mietkosten seien höher, kritisierten die AktivistInnen.

Ende Oktober geschlossen

Das Männerwohnheim Meldemannstraße war im Oktober geschlossen worden. Die Heimleiterin hatte angekündigt, dass alle 230 Bewohner in das neue Gebäude in der Siemensstraße übersiedeln könnten - ob alle das Angebot annehmen würden, bliebe ihr zufolge abzuwarten. Sie hatte die Übersiedlung begrüßt: Statt "sanitärem Übelstand" gebe es jetzt "sanitären Wohlstand", also ein WC und Dusche für sechs Bewohner.

97 Jahre lang Meldemannstraße

Das Männerheim Meldemannstraße gab es seit 97 Jahren. Unter anderem mit Geldern der Familie Rothschild erbaut, galt es in den ersten Jahren als Vorzeigeprojekt. Von 1910 bis 1913 lebte Adolf Hitler in dem Heim. (red/APA)