Dublin - Der irische Premierminister Bertie Ahern hat
dem radikalen nordirischen Protestantenführer Ian Paisley direkte
Gespräche über den Friedensprozess in der britischen Unruheprovinz
angeboten. Er würde Paisleys Democratic Unionist Party (DUP) gerne
gemeinsam mit dem britischen Premierminister Tony Blair treffen, aber
er würde auch mit getrennten Gesprächen einverstanden sein, sagte
Ahern am Sonntag dem irischen Rundfunksender RTE. Er halte die von
der DUP angesprochenen Themen Stabilität, Wirksamkeit, Nutzen und
Rechenschaftspflicht des Karfreitagsabkommens für "angemessene
Verhandlungsthemen".
Internationales Abkommen
Allerdings schloss Ahern die von der DUP geforderte Neuverhandlung
des Friedensvertrages von 1998 aus. Es handle sich um ein
internationales Abkommen, das Verfassungsänderungen nach sich gezogen
habe. Grundsätzliche Änderungen könnten nur auf der Grundlage einer
Volksabstimmung vollzogen werden. Eine Mehrheitsregierung in
Nordirland lehnte Ahern ab. Die Katholiken könnten derzeit keiner
Lösung zustimmen, die nicht alle politischen Lager einschließe. Nach
dem Karfreitagsabkommen hatten sich Katholiken und Protestanten zu
einer Allparteienregierung zusammengeschlossen. Im Oktober 2002 war
die Regierung jedoch auseinandergebrochen und Nordirland wieder der
Londoner Verwaltung unterstellt worden.
Die DUP löste bei der Regionalwahl vom Mittwoch die moderaten
Protestanten der Ulster Unionist Party (UUP) als stärkste Partei ab.
Auch im katholischen Lager gewann mit Sinn Fein die radikale Partei.
Die DUP lehnt die im Karfreitagsabkommen vorgesehene Zusammenarbeit
mit Sinn Fein ab. (APA)