Die italienische Polizei hat in Mailand vier islamistische Extremisten verhaftet. Ihnen wird vorgeworfen, Selbstmordattentäter angeworben und ausgebildet zu haben. Mehrere Verdächtige konnten sich der Verhaftung entziehen, darunter eine Tunesierin, in deren Wohnung in Padua 200.000 Euro sichergestellt wurden, vermutlich aus dem Drogenhandel, mit dem die Aktivitäten finanziert werden. In ganz Italien wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, Innenminister Giuseppe Pisanu warnte vor Anschlägen.

Hunderte abgehörter Telefongespräche vermitteln ein detailliertes Bild der Arbeitsweise des islamistischen Netzwerks. In einigen dieser Gespräche preisen die Abgehörten Österreich als "ideales Land für den Informationsaustausch". Dort könne man sich "ungestört mit den Brüdern treffen". Auch in Polen und anderen osteuropäischen Ländern sei "alles ganz einfach". Einer der Verdächtigen kündigte am Telefon an, er werde "ganz Italien zum Weinen bringen".

Spur in den Irak

Die Spur führt auch in den Irak. Nach Überzeugung der Staatsanwälte wurden mindestens fünf bei Anschlägen in Bagdad getötete Selbstmordattentäter in Norditalien angeworben.

Demnach würden für Selbstmordanschläge geeignete Kandidaten im Umfeld der Moscheen, in islami- schen Dienstleistungsgenossenschaften und Metzgereien sowie kleinen Reisebüros kontaktiert und angeworben. Die Aufmerksamkeit der Ermittler richtet sich vor allem auf die Moscheen, wo "häufig der Hass gepredigt" werde. (DER STANDARD,Printausgabe,1.12.2003)