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"Sie war in ihrer eigenen Welt gefangen und konnte nicht mehr am normalen Leben teilhaben", meinte Heino über seine Tochter

Foto: EPA/Berg
Frankfurt - Der Schicksalsschlag traf Heino kurz vor seinem 65. Geburtstag: Seine Tochter Petra wurde tot in ihrer Düsseldorfer Wohnung gefunden; die junge Frau beging offenbar Selbstmord. Der Volkssänger hatte erst in einem am Wochenende veröffentlichten Interview der "Bild am Sonntag" über die Krankheit seiner Tochter gesprochen - sie war wegen einer Psychose in psychiatrischer Behandlung - und gesagt, es gehe ihr jetzt wieder besser.

Es ist nicht der erste Nackenschlag, den der bekannte Sänger hinnehmen musste. Sein Vater wurde im Zweiten Weltkrieg getötet, als Heino erst drei Jahre alt war. Die Mutter brachte ihn und seine Schwester mühsam als Putzfrau durch. Zwei Ehen Heinos scheiterten, erst mit Hannelore von Auersperg, die er 1979 heiratete, fand er privat sein Glück. Auch seine Karriere erlebte Höhen und Tiefen; mehrfach wurde ihm Deutschtümelei vorgeworfen. In einem "Stern"-Interview 1995 antwortete Heino auf die Frage, welches das populärste Fehlurteil über ihn sei: "Dass ich ein Rechter bin. Ich renne da immer gegen eine Gummiwand. Dabei hasse ich diese braunen Glatzen."

Heimat-, Seemanns-, Fahrten- und Landsknechtslieder

Heino wurde am 13. Dezember 1938 als Heinz-Georg Kramm in Düsseldorf geboren. Weil seine Mutter arbeitete, übernahm weitgehend die Großmutter die Erziehung. Nach der Schule machte Heino eine Bäcker- und Konditorlehre und arbeitete in den folgenden Jahren als Schrottsortierer, Hafenarbeiter und Versicherungsvertreter.

Schon als Kind hatte Heino gerne gesungen - 1961 gründete er zusammen mit Freunden eine Band, mit der er in Tanzlokalen und kleinen Veranstaltungen auftrat. 1964 entdeckte ihn Ralf Bendix, der ihn von da an förderte. Allein von der ersten Single "Jenseits des Tales" wurden auf Anhieb mehr als 100.000 Stück verkauft, die Single "Wir lieben die Stürme" brachte es sogar auf 250.000 verkaufte Exemplare. Es folgten zahlreiche Heimat-, Seemanns-, Fahrten- und Landsknechtslieder. Der blonde Sänger mit der dunklen Sonnenbrille wurde Stammgast im deutschen Fernsehen - mit einem Bekanntheitsgrad von 97 Prozent in Deutschland, wie eine Umfrage vor einigen Jahren ergab.

Reizfigur

Gleichzeitig wurde er zur Reizfigur. Viele reagierten zum Beispiel mit Empörung, als er 1977 auf einer Platte das Deutschlandlied mit allen drei Strophen sang, auch den verpönten ersten beiden. Kritiker rügten die Einfalt vieler Texte seiner Lieder, zum Beispiel "Schwarzbraun ist die Haselnuss, schwarzbraun bin auch ich, schwarzbraun muss mein Madel sein, gerade so wie ich". Trotz seines großen Publikumserfolges sah sich Heino immer wieder Hohn und Spott ausgesetzt.

Niemand aber ging so derb mit Heino um wie der "falsche Heino" - Norbert Hähnel, Gastsänger der Gruppe "Tote Hosen". Ihm ließ Heino Mitte der achtziger Jahre gerichtlich untersagen, blondperückt und sonnenbebrillt als "der einzig echte und wahre Heino" durch die Lande zu ziehen und ihn zu parodieren.

Hitparade

Damals blieben gerade für Heino selbst die großen Erfolge aus. Ein Comeback gelang ihm 1989, als er seinen blau blühenden Enzian ebenso wie die schwarzbraune Haselnuss in einer Dancefloor-Version auf den Markt brachte und damit auf Platz eins der deutschen Hitparade schnellte. Auftritte mit der Punk-Sängerin Nina Hagen schließlich verschafften dem Barden schließlich sogar ein weitaus jüngeres Publikum.

Gerade veröffentlichte Heino die CD "Kult Vol.3 - Deutschland, deine Lieder" mit Stücken, die er noch nie zuvor veröffentlicht hat. Sein "Heino-Cafe" in Bad Münstereifel ist geschmückt mit den vielen goldenen Schallplatten und Auszeichnungen, die er im Laufe seiner Karriere erhalten hat. Er wolle weitersingen, "solange der liebe Gott mir meine Stimme erhält und die Fans mich hören wollen", hat er angekündigt.(APA/AP)