Jerusalem/Ramallah - 59,8 Prozent Israelis unterstützen nach dem Ergebnis einer Umfrage die Aufgabe jüdischer Siedlungen im besetzten Westjordanland und im Gaza-Streifen. Etwa ein Drittel der Befragten sprach sich in der am Montag von der Tageszeitung "Haaretz" veröffentlichten Umfrage gegen die Räumung von Siedlungen aus, 6,6 Prozent äußerten sich unentschlossen. In Siedlungen im Westjordanland und Gaza-Streifen leben etwa 230.000 Israelis.

US-Sondergesandter bei Mofaz

Der US-Nahost-Sondergesandte William Burns ist am Montag mit dem israelischen Verteidigungsminister Shaul Mofaz zusammengetroffen. Burns, der am Wochenende in Amman Gespräche mit dem palästinensischen Ministerpräsidenten Ahmed Korei und dem jordanischen König Abdullah II. geführt hatte, will in der Region die Wiederaufnahme des Nahost-Friedensprozesses vorbereiten. Nach israelischen Rundfunkberichten teilte Mofaz dem US-Emissär mit, Israel werde am Wochenende mit dem Abbau von zehn von der Regierung nicht genehmigten Kleinsiedlungen im besetzten Westjordanland beginnen.

Nach dem internationalen Nahost-Friedensplan (Roadmap) ist Israel in der ersten Phase von dessen Umsetzung zum Abbau von mehr als 50 solcher Siedlungen verpflichtet. Seit dem Amtsantritt von Ministerpräsident Ariel Sharon 2001 haben jüdische Siedler mehr als 60 nicht genehmigte so genannte Vorposten im Westjordanland errichtet, zu deren Beseitigung sich Sharon im Juni auf dem Nahost-Gipfel von Akaba verpflichten musste. Nach internationalem Recht (Vierte Genfer Konvention) ist der Transfer der Bevölkerung der Besatzungsmacht in besetztes Gebiet generell illegal.

Nach Angaben der israelischen Friedensbewegung "Frieden jetzt" sind seit dem Akaba-Gipfel sieben illegale Vorposten abgerissen worden. Inzwischen seien aber mindestens fünf neue aufgebaut worden, so dass ihre Gesamtzahl bei 102 liege. Anführer der jüdischen Siedler im besetzten Westjordanland haben aktiven Widerstand gegen die mögliche Räumung nicht genehmigter Kleinsiedlungen durch die Armee angekündigt. Radikale Siedler hatten bereits im Sommer gewaltsamen Widerstand geleistet. Die meisten geräumten "Vorposten" wurden inzwischen wieder von Siedlern besetzt, andere neu errichtet.

Korei macht eine Begegnung mit Sharon insbesondere von einer israelischen Zusage abhängig, dass der Bau der umstrittenen Sperranlage im Westjordanland eingestellt wird, sowie von der Aufhebung der Blockade gegen Präsident Yasser Arafat. Sollte Sharon nicht bereit sein, über diese Themen zu verhandeln, seien Gespräche sinnlos, hatte Korei am Samstag erklärt.

Inzwischen zeigte sich der palästinensische Kabinettsminister Saeb Erekat optimistisch über das Zustandekommen des ersten offiziellen Treffens zwischen Korei und Sharon. Gespräche mit Sharons Kabinettschef Dov Weissglass bezeichnete er als konstruktiv. Die Sondierungen würden schon in Kürze fortgesetzt. (APA/AP/dpa)