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Einen handsignierten und nummerierten Kunstdruck vor einer Aldi-Filiale in Düsseldorf in den Händen. Zum Stück-Preis von 12,99 Euro bot der Mülheimer Discounter unter anderem Werke des Beuys-Schülers Felix Droese an. Innerhalb kürzester Zeit waren in zahlreichen Filialen die Drucke ausverkauft.

Foto. APA/dpa/Franz Peter Tschauner
Mülheim/Köln - Aldi im Kunst-Rausch: Die signierten Künstler-Grafiken, die der Discounter am Montag in hoher Auflage auf den Markt gebracht hat, der STANDARD berichtete, gingen weg wie "warme Semmeln". Bereits kurz nach Geschäftsöffnung war die Kunst im Sonderangebot für 12,99 Euro in vielen der 1500 Filialen von Aldi-Süd ausverkauft. Dies ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in mehreren Städten. Renner war offenbar das Blatt des Beuys-Schülers Felix Droese (53), der nach eigenen Angaben für den Discounter 20.000 Werke signiert hat. Bereits am Vormittag tauchten einzelne der gerahmten Arbeiten aus der Aldi- Galerie bei dem elektronischen Auktionator e-bay für 19,99 Euro [Interne Recherchen ergaben: Es gibt Günstigere: Droese bei e-bay.de ] auf.

Gefälliges

Neben den Offset-Drucken des prominenten Düsseldorfers Droese, der bereits auf der Documenta Kassel und der Biennale Venedig ausgestellt hat, wurden im Aldi-Werbezettel ("Kunst-Galerie!") eine abstrakte Farbkomposition von Georg Schädel und eine gefällige Mittelmeer-Szene von Carola Steege angeboten. Aldi-Filialleiter oder Kassiererinnen hüllten sich zum begehrten Kultur-Angebot in Schweigen: "Wir dürfen leider keine Auskünfte erteilen!" Das Kunst-Angebot sei "Betriebsgeheimnis - auch von der Menge her". TV-Kameras mussten vor der Türe bleiben; die Zentrale von Aldi-Süd in Mülheim an der Ruhr gab sich ebenfalls verschwiegen.

Lange Gesichter mancher Kunden

Angesichts des wohl unerwarteten Runs auf die Discount-Kunst gab es statt Schnäppchen für viele Kunstfreunde lange Gesichter: "Ich war in einigen Läden, hab nichts mehr bekommen", meldete eine sportliche 53-jährige Kunstliebhaberin in Düsseldorf, die erfolglos mit ihrem Fahrrad auf Kunsttour gegangen war. Im hessischen Bad Vilbel blieb von insgesamt 14 angebotenen Motiven am Vormittag kein Stück mehr liegen, auch das Lager war leer. "Es gab nur noch Stillleben, Toskana und die griechischen Inseln", meinte eine enttäuschte Kundin, die eher für Abstraktes schwärmt.

Passt farblich ins Büro

Die 47 Jahre alte Kölner Kauffrau Anne Lehnert fand zwar nicht mehr ihren Favoriten aus dem Aldi-Prospekt, aber ein anderes Motiv, "das farblich in mein Büro passt". "Zum Glück hatte ich heute die ersten beiden Stunden frei", freute sich die Bottroper Lehrerin Sabine Sander, die aus der Zeitung von der Kunst-Angebot erfahren hatte und fündig geworden ist.

Auch ungewöhnliche Koalitionen von Kunstfreunden ("Kommen Sie, ich weiß, wo sie stehen!") wurden beobachtet, die ohne Zögern den ganzen Bilderstapel im Karton auf einmal kauften und anschließend die "Beute" untereinander aufteilten. Ein doch etwas gesprächigerer Filial-Leiter in der Rolle des überraschten Aldi-Galeristen: "Das ist doch ein schöner Erfolg für den Anfang." (APA/dpa)