Salzburg - Was hat am 11. November 2000 tatsächlich zur Brandkatastrophe im Stollen der Standseilbahn auf das Kitzsteinhorn mit 155 Todesopfern geführt? Dieser Frage versucht man bei einem Strafverfahren gegen 16 Angeklagte im Salzburger Kolpinghaus seit nun beinahe eineinhalb Jahren auf den Grund zu gehen. Derzeit befindet sich der Kaprun-Prozess mitten in der Erörterung der Gutachten.

Klar scheint für die Sachverständigen, dass ein Produktionsfehler im Heizlüfter des talseitigen Führerstandes der ausgebrannten "Kitzsteingams" das Inferno ausgelöst hat. Laut Schadensanalytiker Karl Maurer habe sich im Bereich der Aufhängung des Heizsternes ein Riss gebildet und in Folge habe sich die Befestigungsschraube des Heizsterns gelöst.

Produktionsfehler "nicht erkennbar gewesen"

Allerdings wäre dieser Produktionsfehler "technisch nicht erkennbar gewesen". Der Originalheizlüfter war mit allen Prüfzeichen versehen, "es gibt nichts, was darauf hindeutet, dass er nicht in Ordnung gewesen sei", so der Gutachter Udo Geishofer.

Folgt man den Ausführungen der Gutachter weiter, muss der abgebrochene Heizstern das Gehäuse entflammt haben. In den Versuchsreihen hat man den Zeitablauf exakt nachvollziehen können: Durch das brennende Gehäuse des Heizlüfters wären nach zwei Minuten die Hydraulikleitungen hinter dem Lüfter geborsten. Und nach exakt zwei Minuten sei am Unglückstag die Bahn zum Stillstand gekommen, verweist Geishofer auf die zeitliche Analogie.

Ab hier verlassen die Gutachter freilich ihr gesichertes Terrain. Für Geishofer ist es ein "einmaliges Ereignis", dass die Schraube nachgegeben und der Heizstern das Gehäuse berührt habe, sodass dieses "brennt und vor allem weiterbrennt". Wäre ein Zugbegleiter im talseitigen Führerstand gestanden, hätte er den Brand sofort entdeckt. Dass der Unglückszug beim Brandausbruch aber bergwärts gefahren sei, beurteilt auch der technische Experte nur mehr als Verkettung unglücklicher Umstände. Das sei vielleicht dem "lieben Gott" zuzuschreiben. (dog, neu, Der Standard, Printausgabe, 02.12.2003)