Nach Mussolinis Austritt sucht Italiens Vizepremier Zustimmung für seinen neuen Kurs
Redaktion
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Rom - Nach dem Austritt der Duce-Enkelin Alessandra
Mussolini aus Italiens ehemals faschistischer, nun rechter
Regierungspartei Alleanza Nazionale (AN) will der Parteivorsitzende
und Vizepremier Gianfranco Fini seine Führungsposition konsolidieren.
Am 20. Dezember hat Fini einen Parteitag einberufen, bei dem er seine
neue Strategie vorstellen will. "Ich bin sicher, dass mir die Partei
ihre Zustimmung zusichern wird. Ich habe mehrmals betont, dass die AN
eine neue Phase beginnen und sich von der vergangenheitsorientierten
Nostalgie befreien muss", betonte Fini.
Unter dem Druck der "Hardliner"
Der AN-Chef wird von den "Hardlinern" seiner Partei unter Druck
gesetzt, nachdem er bei einer Israel-Reise vergangene Woche zur
faschistischen Vergangenheit der AN auf Distanz gegangen war. Fini
hatte sich unter anderem für die 1938 vom faschistischen Regime
erlassenen Rassengesetze entschuldigt. Aus Protest gegen Finis
Haltung war Alessandra Mussolini aus der Partei ausgetreten. Sie
kündigte am Montag die Gründung einer eigenen Bewegung, die
"Aktionsfreiheit" (Liberta' d'Azione) heißen soll, an.
Keine Spaltung der AN
Fini schloss Medienangaben vom Dienstag aus, dass es nach der
Gründung von Mussolinis Partei zu einer Spaltung in der AN kommen
werde. "Die AN muss auf Grund ihrer gegenwärtigen Politik, nicht
wegen ihrer Verbindungen zum Faschismus, bewertet werden. Die Partei
darf nicht ununterbrochen von einer politischen Ära belastet werden,
die vor 70 Jahren (tatsächlich sind es 60 Jahre, Anm.) untergegangen
ist", sagte Fini
Scharfe Kritik
Der Vizepremier muss jedoch scharfe Kritik von seinem
Ex-Vertrauensmann Francesco Storace, Präsident der Region Lazio,
hinnehmen. "Fini, der sich für den Faschismus entschuldigt; das ist
so absurd, als würde der Papst am Petersplatz behaupten: Wir sind
alle Atheisten", so Storace.
Missmut der alten Garde
Die alte Garde der Alleanza Nazionale, die im vergangenen
Jahrzehnt missmutig beobachtet hatte, wie Fini die neofaschistische
MSI (Italienische Sozialbewegung) in eine moderne Rechtspartei
umwandelte, protestierte heftig gegen die Urteile des Parteichefs
über die faschistische Vergangenheit. "Fini ist kein Historiker,
sondern ein Parlamentarier. Er kann nicht beurteilen, was andere
getan haben. Er war damals nicht einmal geboren, er weiß nichts über
diese Zeit", betonte Assunta Almirante, Witwe des MSI-Gründers
Giorgio Almirante. (APA)
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