1993 startete der Verein mit Sprachwissenschaftern der Uni Graz das Projekt der Verschriftlichung des Romani, schon 1995 erschien das erste Buch.
Etwas mehr als ein Jahr später, am 4. Februar 1995, wurden vier junge Männer mittels einer heimtückischen Sprengfalle ermordet. Wie zum Hohn auf die intensiven Integrationsbemühungen schrieb der Mörder auf die Tafel an der Bombe: "Roma zurück nach Indien".
Dass nicht nur er so dachte, zeigte sich noch am selben Tag: Die örtliche Gendarmerie nutzte die Aufregung zu einer umfassenden Razzia – in der Roma-Siedlung, was der eine oder andere Politiker kurz darauf zum windigen Anlass nahm, von Auseinandersetzungen unter Drogendealern zu munkeln.
Die Mehrheit des Landes freilich war geschockt. Bundeskanzler Franz Vranitzky reiste nach Oberwart und versprach, entsetzt von den baulichen Umständen in der Siedlung, um- und weit gehende Besserung. Österreich werde, so ungefähr der Kanzler, die Roma in seine Mitte nehmen.
Noch sind sie nicht dort. Gewiss, die zum Großteil im Eigentum der Gemeinde stehende Siedlung ist saniert worden. Aber sie liegt weiterhin außerhalb der Stadt. Emmerich Gärtner-Horvath, der Chef des Romavereins, will dennoch nicht klagen. Ja, man habe anfangs natürlich auch den Versprechungen für eine Besserung der Jobsituation geglaubt, "aber da sind Politiker doch überfordert, sie können ja nicht alle Firmenchefs überreden".
Auf anderer, sozusagen menschlicher Ebene habe sich dagegen einiges getan. Die Aufmerksamkeit gegenüber den Anliegen der Roma sei größer geworden, "die Solidarität hat viel bewegt". Das habe unter anderem zur Folge gehabt, dass die öffentlichen Förderstellen den romaspezifischen Projekten gegenüber aufgeschlossen seien. Freilich bleibt: "Man lebt seit dem Mord anders, vorsichtiger." Die Vergangenheit sei sozusagen präsenter geworden.