Frankfurt/Berlin/Paris - Die Schwierigkeiten der USA und ihrer Verbündeten im Irak werden auch am Mittwoch von europäischen Zeitungen kommentiert:

"Frankfurter Allgemeine Zeitung":

"Die amerikanischen Truppen im Irak haben mittlerweile Einzelheiten der Gefechte bekannt gegeben, die sich in der Stadt Samarra ereignet haben. Daraus geht hervor, dass der Überfall auf den Geldtransport einer der bisher größten und am besten koordinierten Angriffe des irakischen Widerstandes seit dem Ende der Hauptkampfhandlungen Anfang Mai war. (...) Die Ziele des Widerstands, dessen Stärke von den Amerikanern auf etwa 5.000 Mann geschätzt wird, haben sich immer wieder verändert. Zwar sagen amerikanische Befehlshaber, große Angriffe wie den von Samarra habe es einige Male gegeben. Zu Beginn wählten die Aufständischen aber vor allem klassische Guerrilla-Taktiken: rasche und kleine Angriffe aus dem Hinterhalt, sofortiger Rückzug. Ziele waren dabei vor allem Patrouillen der Koalitionsstreitkräfte. Als besonders die Amerikaner ihre Truppen besser schützten, griffen die Angreifer verstärkt zu terroristischen Methoden. (...) Für die Amerikaner ist besonders schwierig, dass sie meist auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen sind, wenn sie Angriffen zuvorkommen wollen. Ihrer Aufklärung fehlen Leute, die Arabisch können, da viele dieser Spezialisten bisher mit der Suche nach Massenvernichtungswaffen beschäftigt waren. "

"Frankfurter Rundschau":

"Der Irak war ein Zufallsprodukt britischer Kolonialpolitik nach dem Ersten Weltkrieg. Und der Regimewechsel in Bagdad markiert nur das Ende des Versuchs, das Land mit den brutalen Mitteln einer totalitären Diktatur zusammenzuhalten. Dem soll, nein, dem muss im Zweistromland jetzt eine Demokratie folgen. Alles andere wäre eine Blamage für die USA, eine Gefahr für Europa und eine Katastrophe für den Nahen Osten. Doch wie soll die Nation aussehen, die es aufzubauen gilt? Für die kurdische Minderheit ist nur ein föderaler Staat akzeptabel, in dem die Kurden alle Freiheiten ihrer Quasi-Autonomie aus dem vergangenen Jahrzehnt behalten - und mindestens ihren proportionalen Anteil am Öl. Für die Sunniten war der Irak dagegen stets eine Provinz, die sie für die Mächtigen verwalten durften; mit allen Vorteilen, die ein solches Arrangement ihrer Minderheit brachte. Weil sie in einer demokratischen Zukunft nur an Macht verlieren können, flüchten sich nicht wenige Sunniten in den Versuch der Restauration. Im sunnitischen Dreieck hat man Angst - und keine Vision. Dagegen sieht sich die schiitische Mehrheit erstmals auf dem Sprung zur Macht. Wenn in einfachen und freien Wahlen über die künftigen Institutionen entschieden wird, werden die von Saddam Hussein unterdrückten Schiiten das Sagen haben. Genau darum kreisen alle Konflikte über ein beschleunigtes Ende der Besatzung."

"tageszeitung":

"Die US-Regierung hat erneut ein Angebot zahlreicher UNO-Mitglieder verworfen, die Verantwortung für die weitere Entwicklung im Irak auf eine breitere internationale Grundlage zu stellen. Eine Vereinbarung über die konkrete Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft für die Übergangsphase und den Wiederaufbau durch Geld, humanitäre und technische Hilfe sowie die Abstellung von Soldaten und Polizisten für eine Stabilisierungsmission (...) bedeutet für die Bush-Administration eine unerwünschte 'politische Internationalisierung des Irak-Konflikts', wie Botschafter Negroponte erklärte. UN-Generalsekretär Annan sieht angesichts dieser Haltung Washingtons keine Möglichkeit, die nach zwei Anschlägen auf die Bagdader UNO-Zentrale im August und September abgezogenen UN-Mitarbeiter wieder in den Irak zu entsenden." (APA/dpa)