Massenandrang im Westfalenstadion.

Dortmund - Für Trainer Fatih Terim könnten Spiele von Galatasaray häufiger in Dortmund stattfinden. "Wenn ich ehrlich sein soll, war die Atmosphäre hier besser als bei einigen unserer Spiele in Istanbul", sagte der Coach nach dem 2:0-Erfolg der Truppe im Nachtragsspiel zur Fußball-Champions League gegen Juventus. Über 60.000 vorwiegend türkische Fans hatten das Westfalen-Stadion in ein orientalisches Tollhaus verwandelt.

Die Stimmung kochte über, nachdem Kapitän Hakan Sükür mit seinen zwei Treffern gegen die bereits als Aufsteiger feststehenden Italiener die Türe zum Achtelfinale wieder aufgestoßen hatte. "Wenn noch einmal so eine Entscheidung gefällt werden sollte, gehen wir wieder nach Dortmund", erklärte Terim und jubelte: "Jetzt haben wir am 10. Dezember in San Sebastian ein Finale."

Die in der CL-Qualifikation gescheiterte Borussia durfte sich als Hausherr mitfreuen. Auf rund eine halbe Million Euro werden die Einnahmen des Stadion-Eigners aus Vermietung und Beteiligung am Ticket-Verkauf geschätzt. Auf eine ähnliche vorweihnachtliche Bescherung darf FC Schalke hoffen, wenn Besiktas am Dienstag sein Match gegen Chelsea in Gelsenkirchen austrägt.

Doch trotz der mit riesigen Transparenten sichtbar gemachten Umbenennung des westfälischen Fußball-Tempels in Ali-Sami-Yen-Stadion und des enthusiastischen Empfangs der angereisten Türken war der Groll über die von der UEFA wegen der Terroranschläge in Istanbul angeordneten Verlegung an einen neutralen Ort spürbar. "Hier ist eure Bombe: 2:0", lautete die Schlagzeile in der türkischen Zeitung "Milliyet" (Mittwoch-Ausgabe).

Auch das Blatt "Fotomac" machte aus dem Ärger um die Spielverlegung unter Anspielung auf den Spitznamen von Galatasaray keinen Hehl: "Geschichte wird nicht von Feiglingen, sondern von Löwen geschrieben." Die Anhänger im Stadion schwenkten nicht nur rote Fahnen mit dem Halbmond oder die gelb-rote Vereinsflagge. "UEFA, IRA, El Kaida" oder "UEFA-Juventus-Mafia" stand auf mitgebrachten Transparenten.

Diplomatisch äußerte sich Juve-Coach Marcello Lippi zu dem brisanten Thema. "Wir hätten auch in Istanbul gespielt", betonte er. Sportlich wäre hier wie dort für die "Alte Dame", die auf sieben Stammspieler hatte verzichten müssen, wohl nicht mehr drin gewesen. Lippi nahm die zweite Saisonniederlage nach dem 1:3 gegen Inter Mailand locker hin: "Es ist besser, sich mit einem Schlag gleich zwei Zähne rauszuhauen. Jetzt können wir wieder durchstarten."(APA/dpa)