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++PRO Von Gudrun Harrer

Nicht wahr, das ist aber wieder einmal echt spaßig vom RONDO, gerade mich zu beauftragen, ein Pro zum "Sexiest Man Alive" zu schreiben. Bin schon neugierig, wer der Depp ist, der vis à vis das Contra macht. Jedenfalls gedenke ich mich der Aufgabe mit der an dieser Stelle üblichen Unprofessionalität zu entledigen.

Also, der heuer Gewählte, dessen Name mir entfallen ist, ist männlichen Geschlechts und lebendig. Das ist offensichtlich keine schlechte Voraussetzung, um den Titel zu gewinnen. Allerdings treffe ich auf diese Spezies - nach den sekundären Geschlechtsmerkmalen, von denen man bedauerlicher- oder glücklicherweise nicht alle sieht, männlich, sowie höchstens scheintot - öfter, etwa in den "Herrensauna" genannten Redaktionskonferenzen. In Zusammenhang mit "sexiest" hätte ich das aber nie gebracht.

Also weiter, von mir erwartet man wahrscheinlich, dass ich mich zwischen Ariel und Yassir entscheide. Oder allerlei Gelehrtes zu Macht und Sexappeal von mir gebe. Allen Anhängern der These "Macht macht sexy" empfehle ich jedoch, an den derzeitigen Weißen Hausl zu denken, dagegen war ja seinerzeit der Affe in Daktari . . . und das war außerdem ein Weiberl.

Bei meiner Internet-Recherche (etwas für die STANDARD-Pornofahnder) fand ich doch noch einen Hinweis darauf, was den "sexiest" Mann auszeichnen sollte: "the body of a blacksmith and the soul of a poet". Ich kenne zwar persönlich keinen Schmied, aber das ist ein schönes Bild und, boyohboy, da bin ich selbstverständlich dafür. Antlitz und Hirnvolumen lassen wir eben offen.

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--CONTRA
von Christian Hackl

Walter D., ein durchaus schlichter Mensch, aber gerade deshalb ein guter Freund, sagte vorm dritten Krügerl Veltliner: "Einen sexiest man alive kann es nicht geben, weil ein Mann keine Titten hat. Haha." Ich hieß ihn "blöder Hund", was ihn kaum gekränkt hat, er ist das nämlich gewöhnt. "Du verstehst die Welt nicht", sagte ich, er schaute nur dumm und absolut unsexy drein, fragte: "Warum?" Darauf ich: "Weil der Weg das Ziel ist." Dann stieg er aus.

Wäre Walter D. eine Waltraud D. und wäre sie genau so belämmert wie er, hätte sie gemeint: "Das gehört zur Gleichberechtigung. Man wählt ja auch eine Miss World." Darauf ich: "Man muss nicht jeden Blödsinn nachmachen." Sie: "Warum?" Ich: "Weil so entstehen Kriege, Not und anderes Elend." Dann wäre sie ausgestiegen.

Die öffentliche Suche nach den Besten, Berühmtesten, Schönsten, Gescheitesten, Geilsten ist absolut geistlos. Abgesehen davon kommt dabei lauter Blödsinn raus, man muss ja nur Starmania schauen. Die Deutschen wählten unlängst ihren Allergrößten, es wurde Konrad Adenauer, was hat er davon, er bleibt tot. Mir wurde einst die "Miss Supernude of America" vorgestellt (ich wollte es wirklich nicht), die war erstens nicht nackert und zweitens so was von fetzendeppert. Der Superlativ soll etwas Intimes sein. Mein vierjähriger Sohn Alexander ist der süßeste Bub, vor ein paar Tagen hat er aus dem teuersten Lego die tollste Giraffe gebaut. "Die Welt ist voll von Überraschungen", sagte er. Dagegen sind Sieger Johnny und andere Deppen am chancenlosesten. (DerStandard/rondo/05/12/03)