Wien - Der Vorstand der börsennotierten Flughafen Wien AG hat am Donnerstag erneut die Vorwürfe zurückgewiesen, dass der Vienna Airport zu den teuersten Flughäfen zähle. Eine vom Flughafen Wien beim Unternehmensberater A.T. Kearney in Auftrag gegebene Studie belege, dass der Flughafen Wien mit seiner Tarifstruktur inklusive der für alle Airlines gültigen Anreizmodelle "exakt im europäischen Durchschnitt" liege, sagte Flughafen Wien-Vorstandsvorsitzender Herbert Kaufmann heute vor Journalisten. Für die Austrian Airlines-Gruppe (AUA) seien aber weitere Einsparungen möglich, wenn einzelne Flüge zu Spitzenzeiten "entzerrt" würden.

Auf dem Flughafen Wien bestehe über den Tag gesehen eine ungleiche Kapazitätsauslastung. Gegen 7 Uhr, 10 Uhr, 14 Uhr, 17 Uhr und in den Abendstunden gebe es Spitzenzeiten, wodurch hohe Kapazitäten auf einmal benötigt würden, erläuterte Kaufmann: "Wenn man einiges von diesem Spitzenverkehr in die Täler schieben würde, könnten wir billiger produzieren und diese Vergünstigungen an die AUA weitergeben".

"Legende, dass wir teuer sind"

Schon durch die Entzerrung weniger Flugbewegungen bei Großraumflugzeugen seien "deutliche Verbesserungen" möglich, ohne die Qualität des Umstiegverkehrs zu beeinträchtigen, meinte auch Flughafen-Vorstand Gerhard Schmid. Darüber wolle der Flughafen Wien nun im Detail mit der AUA verhandeln, so Flughafen-Vorstand Kurt Waniek. Die bestehende Tarifstruktur soll dabei aber beibehalten werden.

"Es ist eine Legende, dass wir teuer sind", betonte Kaufmann. Der Flughafen Wien biete allen Airlines in seinen Tarifstrukturen spezielle Anreizmodelle (so genannte Incentives) für Langstrecken-, Osteuropa- und Transferflüge an. Dadurch sei der Flughafen Wien - wie die A.T. Kearney-Studie belege - bei der Langstrecke "besonders günstig", beim Osteuropa-Verkehr "etwas günstiger" als der europäische Durchschnitt und nur bei Westeuropa-Flügen "etwas teuerer". Bei der Studie wurden die Gebühren von insgesamt 25 Flughäfen - 6 österreichischen, 10 deutschen und 2 Schweizer Flughäfen und 7 europäischen Hubs - unter die Lupe genommen. Wenn die AUA beispielsweise wie geplant 2004 in der Langstrecke weiter wachsen wolle, seien durch das spezielle Incentive für Langstreckenflüge weitere Vergünstigungen möglich, so Kaufmann.

Einsparungen durch Incentives

Die Einsparungen durch Incentives würden im Jahr insgesamt rund 20 Mio. Euro ausmachen, auf die AUA entfalle davon der überproportionale Anteil von knapp 18 Mio. Euro, berichteten die Flughafenvorstände. Der gesamte Umsatz zwischen Flughafen Wien und AUA betrage im Jahr 146 Mio. Euro, davon entfallen 71,8 Mio. Euro auf Tarife, 67,7 Mio. Euro auf das Groundhandling, der Rest entfällt auf Vermietungen. Im Tarifsegment setzt der Flughafen Wien insgesamt im Jahr 135 Mio. Euro um. Im Handling-Bereich beträgt der Umsatz 105,3 Mio. Euro, 67,7 Mio. Euro davon entfallen auf die AUA.

Bei den Plänen über eine Beteiligung am nur rund 50 km entfernten slowakischen Flughafen Bratislava/Preßburg schließt der Flughafen Wien ein gemeinsames Vorgehen mit der AUA nicht aus. "Wir sind gesprächs- und kooperationsbereit", betonte Kaufmann. Allerdings halte es der Flughafen Wien grundsätzlich für besser, wenn Flughäfen sich auf das Flughafengeschäft und Airlines auf das Airlines-Geschäft konzentrieren würden.(APA)