Rio de Janeiro - In Brasilien hat die Zahl der Morde an
Bauern- und Indigena-Führern in Zusammenhang mit dem Konflikt um den
Landbesitz in diesem Jahr drastisch zugenommen. Das geht aus einem am
Donnerstag in Rio de Janeiro veröffentlichten Bericht der Vereinigung
von Menschenrechtsgruppen "Rede Social de Justica e Direitos
Humanos", die unter anderem von der Grünen-nahen Heinrich-Böll-
Stiftung unterstützt wird.
Von Jänner bis November dieses Jahres seien in Brasilien 61
Bauernführer ermordet worden. Das bedeute einen Anstieg um 42 Prozent
im Vergleich zum gesamten Vorjahr (43 Mordfälle). Die Zahl der in
Zusammenhang mit politischen und Land-Konflikten ermordeten Indigenas
sei sogar von 7 auf 23 gestiegen, hieß es.
"Eskalation der Aktionen der konservativen Kräfte"
Seit der Rückkehr Brasiliens zur Demokratie 1985 habe der Konflikt
um die Verteilung von Grund und Boden 1280 Menschenleben gefordert.
Unter den Opfern seien Landarbeiter, Indigenas, Rechtsanwälte und
religiöse Führer. Nur sieben Personen seien im genannten Zeitraum als
Auftraggeber der Morde verurteilt worden.
Die meisten Angehörigen der Vereinigung "Rede Social" sagten in
Rio, sie seien vom ersten Amtsjahr der sozialistischen Regierung von
Präsident Luiz Inácio Lula da Silva enttäuscht. Es habe eine
"Eskalation der Aktionen der konservativen Kräfte" in Brasilien
gegeben, hieß es. Außerdem seien in der Indigena-Frage Rückschritte zu
verzeichnen. Die Aktionen zur Bekämpfung der modernen Sklavenhaltung
auf dem Land hätten unter Lula aber zugenommen. (APA/dpa)