Wien - Gerhard hat 100 Kilo, 16 Vorstrafen "und noch immer genügend kriminelle Energie", bemerkt die Staatsanwältin. Dabei macht er seit vielen Jahren stets das Gleiche. Er besucht fremde Menschen in ihren Wohnungen, verkündet: "Ich komme von der Hausverwaltung" und verlangt Geld. Je nach der Reaktion der Parteien wird daraus ein Diebstahl, ein Betrug oder ein Raub. Diesmal ist es leider wieder ein Raub geworden.

"Ich bin von der Hausverwaltung"

Am schwülen 8. August blieb eine Wohnungstür zweier polnischer Arbeiter im dritten Bezirk einen Spalt offen. Knapp vor Mitternacht stand Gerhard vor ihrem Bett, weckte sie auf und sprach: "Ich bin von der Hausverwaltung und komme kassieren. Das macht 1600 Euro." Einer reagierte panisch, der andere hysterisch. Der Panische war spontan bereit, 465 Euro zu bezahlen. (Mehr hatte er nicht.) Der Hysterische weigerte sich und machte Gerhard zornig. "Der hat umatum g'schrien, ois auf Polnisch. Red deitsch, hob i g'sogt, i wü a wos vasteh!" Da er nicht mit sich reden ließ, setzte es Faustschläge. Der Panische wollte weglaufen. "Warum haben Sie ihn nicht lassen?", fragt die Richterin. "Na waß i, wo er hinrennt und mit wem er z'ruck-kummt?", entgegnet Gerhard. So zog er ihm mit einer leeren Doppelliterflasche einen über den Schädel, nahm das Geld und ging. Beim Haustor wartete schon die Polizei.

Einer der Polen wankt in den Saal. "Haben Sie was getrunken?", fragt der Anwalt. "Nur Wein", lallt der Zeuge. Von der Augustnacht weiß er noch: "Er groß, ich klein. Zack, zack. Zahn weg, alles weg."

Ob sich Gerhard schuldig bekennt? - "Z'samm-g'schlag'n hab i's. Wenn des als Raub ausg'legt wird, dann bitte, wos soll i moch'n?" - Es wird als Raub ausgelegt: acht Jahre Haft. (Daniel Glattauer, DER STANDARD Printausgabe 5.12.2003)