Berlin - Der israelische Minister Natan Sharansky hat die Veröffentlichung der umstrittenen EU-Studie zum Antisemitismus in Europa begrüßt. Die Erhebung zeige einen klare Korrelation zwischen der Größe von Moslem-Gemeinschaften und physischen Angriffen gegen Juden, sagte der Minister für die jüdische Diaspora am Freitag während eines Berlin-Besuches. Die Europäer müssten sich ernsthaft fragen, warum eine EU-Behörde eine Studie bestelle und sie dann nicht veröffentliche. "Das sollte man wirklich überprüfen", sagte Sharansky.

Sharansky, der zu einem privaten Besuch nach Berlin kam, beklagte massive antisemitische Propaganda in arabischen Fernsehfilmen. Journalisten präsentierte er Teile einer TV-Serie, die nach seinen Angaben vom syrischen Fernsehen produziert und im November vom Hisbollah-Kanal Al-Manara ausgestrahlt wurden. In dem Streifen werden unsympathische Rabbiner gezeigt, die ein Kind schlachten und mit dem Blut ungesäuertes Brot für das jüdische Passah-Fest backen. Außerdem ist von einer weltweiten Verschwörung der Rothschild-Familie die Rede.

Das Programm von Al-Manara ist nach Sharanskys Angaben über Kabel und Satellit auch in Europa zu empfangen. Auch Moslems in Deutschland sähen den Sender. "Die europäischen Länder müssen sich gegen solche Propaganda verteidigen", forderte Sharansky.

Der israelische Minister ist das erste Mal seit 17 Jahren wieder in Berlin. Wegen seines Einsatzes für die Auswanderung von Juden nach Israel saß der russisch-stämmige Sharansky in der Sowjetunion jahrelang im Gefängnis. 1986 war er aus der Haft entlassen worden und über die Glienicker Brücke in Berlin in die Freiheit gelangt. Am Nachmittag wollte Sharansky die Brücke besuchen. (APA/AP)