Paris/Rom - Pressekommentare in europäischen Zeitungen befassen sich am Montag mit dem nicht überraschenden Ausgang der russischen Parlamentswahlen vom Sonntag.
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Libération (Paris): "Neuer Zar Putin" "In Russland regierte bisher ein Präsident mit eiserner Faust, jetzt hat er auch noch ein Parlament zu seinen Füßen. Was in der Duma noch schüchtern als Opposition gelten konnte, wird zu Gunsten der Partei Putins reduziert, der auf einer Welle des National-Populismus gesurft ist, die die Ängste der Gegenwart gesammelt hat. Diese Wahlen lehren, dass eine Demokratisierung weder unumkehrbar noch unwiderstehlich ist und weder die Sache einer Verfassung (aber auch nicht einer Militärinvasion) ist. Sie ist auch eine Sache der Mentalität. Doch wenn der Wohlstand zunimmt, dann kehrt sie wie ein hartnäckiger Virus zurück." La Repubblica (Rom): "Nur noch ein vager Abklatsch" "In der 'zweiten Republik' ist der Manövrierraum für Putin gewaltig groß geworden und frei von allen Konkurrenten. Der Sieg bei der Präsidentenwahl im März ist 100 Prozent sicher, die neue Duma ist gezähmt, die Basis der Macht erscheint jetzt sehr viel kompakter. In Wirklichkeit befinden sich in der Umgebung des Präsidenten nur noch die Kollegen vom KGB. Wenn es noch alte Rechnungen zu begleichen gibt, so könnte Putin dies jetzt ohne Probleme erledigen. (...) Vom politischen Pluralismus bleiben in Russland allerdings nur noch einige vage Ähnlichkeiten." (APA/dpa)