Kairo/Jerusalm/Gaza - Die palästinensische Regierung hat am Montag weitere Bemühungen um eine umfassende Waffenruhe radikaler Gruppen mit Israel angekündigt. Am Vortag war eine solche Initiative Ägyptens gescheitert. Damit sei die Position des palästinensischen Ministerpräsidenten Ahmed Korei vor einem Treffen mit seinem israelischen Kollegen Ariel Sharon geschwächt, sagten Palästinenser-Vertreter. Ein Ende der Gewalt ist eine wesentliche Voraussetzung für die Wiederbelebung des internationalen Friedensplans, der so genannten Road Map. Sollte Korei keine Waffenruhe erreichen, verlöre er auch seine Glaubwürdigkeit bei den Palästinensern.

"Wir sind der Road Map verpflichtet und dem Frieden, und wir sind willens und bereit, die Bemühungen fortzusetzen, um eine Lösung zu finden", sagte Nabil Abu Rudeina, ein enger Berater des palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat. "Die Waffenruhe ist unser Ziel, und unser Ziel ist es auch, eine politische Lösung zu finden." Der Friedensplan sieht ein Ende der Gewalt in dem seit mehr als drei Jahren andauernden Palästinenser-Aufstand für einen eigenen Staat vor. Bis 2005 sollen die Palästinenser einen unabhängigen Staat in ihren Gebieten Gaza-Streifen und Westjordanland erhalten.

Waffenruhe abgelehnt

Die israel-feindliche Hamas und vier weitere radikale Gruppen hatten am Sonntag die Initiative für eine umfassende Waffenruhe abgelehnt und nur eine Vereinbarung akzeptiert, Attentate auf Zivilisten in Israel auszusetzen. Damit sei die Palästinenser-Regierung stärker durch militante Gruppen bedroht, sagten Palästinenser-Vertreter und arabische Diplomaten. Zudem sei die ägyptische Regierung, die eine wichtige Vermittlerrolle im Nahost-Konflikt einnimmt, verärgert worden. Israel bekräftigte, es werde nur eine umfassende Waffenruhe akzeptieren, nicht aber einen Gewaltverzicht nur gegenüber Zivilisten ohne Siedler und Soldaten.

Nach dem vorläufigen Scheitern der Gespräche palästinensischer Gruppierungen hat die radikal-islamische Hamas-Bewegung am Montag neue Anschläge auf Israelis angekündigt. Der Hamas-Führer Adnan Asfur aus Nablus im Westjordanland sagte, Hamas habe keine andere Wahl, solange Israel seine Militäraktionen fortsetze. Neue Anschläge seien das einzige Mittel, "den Widerstand fortzusetzen und unsere legitimen Rechte durchzusetzen". Seine Bewegung sei zwar grundsätzlich dazu bereit, israelische Zivilisten zu schonen, sollte Israel dies mit palästinensischen Zivilisten ebenfalls tun, sagte der Hamas-Führer.

Enttäuschung

Israel äußerte sich enttäuscht über das Scheitern der Waffenruhe-Verhandlungen. Der israelische Regierungssprecher Raanan Gissin sprach von einem "traurigen Tag für das palästinensische Volk und die Regierung von Abu Ala (Ministerpräsident Ahmed Korei)." Das Scheitern der Gespräche in Kairo beweise, dass "ihre Geschicke jetzt von Terroristen bestimmt werden". Regierungschef Ariel Sharon selbst hatte am Sonntagabend betont, Israel sei an einer Waffenruhe interessiert und die Bereitschaft geäußert, israelische Angriffe zu unterlassen.

Ernsthafte Gespräche

Sharons Bürochef Dov Weissglass und sein palästinensischer Amtskollege, Hassan Abu Libdeh, trafen am Sonntag zusammen, um das geplante Treffen zwischen Sharon und Korei vorzubereiten. Der palästinensische Minister für Verhandlungen mit Israel, Saeb Erekat, nannte das Gespräch am Montag "tiefgreifend" und "ernsthaft". Beide Seiten hätten ein weiteres Treffen vereinbart, um letzte Einzelheiten zu klären. Ein endgültiges Datum für das immer wieder verschobene Gespräch steht noch nicht fest. (APA/Reuter/dpa)