Wien - Eine Welle von Terroranschlägen im Zielland ist normalerweise kein gutes Omen für einen gerade erst beginnenden Reiseveranstalter. Aber Gürsel Erel, der Chef von Bentour Österreich, ist überzeugt, dass die jüngsten Bombenattentate in Istanbul seiner ersten Saison im nächsten Jahr nicht schaden werden.

"Das wirtschaftliche Klima ist für Türkei-Buchungen wichtiger als politische Unsicherheiten", sagt Erel, ein langjähriger Mitstreiter von Gulet-Gründer Cem Kinay, im STANDARD-Gespräch.

Merklich bergauf

Und dieses gehe bereits merklich bergauf. "Ich bin überzeugt, dass 2004 besser sein wird als 2003." Heuer dürfte die Zahl der Türkei-Urlauber aus Österreich nach einem Rekord von 377.000 in 2002 auf etwa 360.000 gesunken sein.

Das Potenzial für die kommenden Jahre betrage 400.000 Buchungen, und von diesem Kuchen will sich Erel mit seinem "World of Wonders"-Klub und anderen Angeboten innerhalb von drei Jahren 15 Prozent Anteil abschneiden.

Für 2004 beträgt das Ziel nur 10.000 Buchungen und sechs Mio. Euro Umsatz, wobei Erel nach der guten Resonanz auf etwas mehr hofft.

Türkei-Spezialist

Anders als Gulet, heute Teil von GTT, und die anderen Veranstalter auf dem heimischen Markt ist Bentour, die Tourismustochter des riesigen türkischen Mischkonzerns MNG, ein reiner Türkei-Spezialist, der innerhalb seiner kleinen Produktpalette an All-Inclusive-Klubs eine Vielfalt von Angeboten bietet, betont Erel.

Das reicht von den Luxuskomplexen Kremlin Palace und Topkapi, die mit ihren Las-Vegas-artigen Gebäuden einen Minderheitsgeschmack bedienen, über die traditionellen Familienklubs Kiris und Kiris Club, die von Kinays Magic-Life-Kette übernommen und derzeit mit einem Aufwand von 17 Mio. Euro völlig überholt werden, bis hin zu kostengünstigeren kleineren Hotelanlagen, die laut Erel alle eines auszeichnet: Sie sind alle weniger als fünf Jahre alt und daher moderner - aber nicht teurer - als die meisten Konkurrenzangebote.

Maturareisenden und Senioren

Mit seinen 23 Mitarbeitern vermarktet Bentour auch Golfreisen, ein rasch wachsendes Geschäftsfeld, und sieht weitere hoffnungsvolle Zielgruppen in Maturareisenden und Senioren, die im Winter kostengünstige Langzeitaufenthalte suchen.

Daneben arbeitet Erel als österreichischer Kontaktmann für die anderen Geschäftsinteressen von MNG-Eigentümer Mehmet Nazif Günal, der als einer der größten Bauunternehmer in der Türkei nebenbei eine eigene Fluglinie, eine Bank und einen Fernsehsender besitzt. (DER STANDARD Printausgabe, 09.12.2003, Eric Frey)