Wien - Unberechenbar bleibt der Sturm-Präsident in beiden Fällen, das macht ihn so unentbehrlich. "Wenn meine Mannschaft absteigt, wäre das eine Katastrophe für Österreich. Wir sind gut, ich warte nur auf die Explosion." Freilich nicht auf die persönliche, Kartnig wünscht sich vom Christkind vielmehr "ein g'sundes Herzerl. Weil ich mich so aufregen muss." Das 1:1 gegen Rapid hat ihn "positiv angespannt".

Ein Fußballspiel kann makaber wirken, das hatte im konkreten Fall mit der Qualität nichts zutun. Rapid und Sturm zeigten am Sonntag Erquickliches, man lobte dann einander redlich, das Hanappi-Stadion quoll vor gepinselten Bäuchen über. Michael Petrovic, der Trainer der Grazer, der Zigaretten stangenweise vernichtet (steht quasi in einem Aschenbecher) und einen jederzeit kündbaren Vertrag unterzeichnet hat, meinte: "Die spielerisch besten Mannschaften." Kollege Josef Hickersberger erwiderte: "Das Niveau war beachtlich."

Makaber ist, dass die unbeteiligt gewesene Austria davonzieht. Vor der Partie wurde Rapid jener Pokal überreicht, der wertlos ist, den der Herbstmeister aber fressen muss. Andreas Ivanschitz bekam einen Extrahäfen, die Trainer hatten ihn zum Spieler des Jahres gewählt. Er nahm dankend an. Wieder sahen 12.000 Menschen zu. Die Austria hat dafür drei Punkte Vorsprung, auf Sturm sind es 23. Kartnig: "Solange der Stronach bei der Austria einzahlt, haben die ein Abo auf den Titel. Da ist es für andere sinnlos zu investieren." Hickersberger: "Ich weigere mich, das anzuerkennen." Noch einmal Kartnig, fast selbstgefährdend: "Der Frank ist mein Freund. Aber Rennbahnhüter in Ebreichsdorf werde ich nicht, haha." Sich wieder im Zaum haltend: "Mein Fehler war Trainer Gilbert Gress. Der hat viel verhaut. Wir machen es nun genauso wie die Rapid, wir setzen auf den Nachwuchs."

Kindergarten

Vorbild Rapid ist in den vergangenen sechs Partien stets in Rückstand geraten, Kapitän Steffen Hofmann erklärte das mit Müdigkeit. "So entstanden individuelle Fehler. Unser spielerisches Niveau haben wir halbwegs gehalten." Der 20-jährige Ivanschitz hat sich festgelegt, "vorerst nicht ins Ausland zu wechseln, dafür bin ich noch nicht reif genug. In meinem Alter muss man auf Einsätze kommen." Hickersberger wird seinen im Sommer auslaufenden Vertrag um ein Jahr verlängern, "weil ich vom Klub und der Mannschaft restlos begeistert bin. Obwohl das Budget permanent gekürzt wird. Mir wurde versprochen, dass Schlüsselspieler gehalten werden. Das war die einzige Bedingung. Nur mit einem Kindergarten geht es nicht."

Irgendwann wird der "Hicke" (Kartnig: "I steh' auf den Pepi") wieder gen Wüste ziehen. "In Katar haben die Scheichs nach sieben Runden fünf von zehn Trainern gefeuert. Das ist spannend, das muss ich noch einmal erleben." Und Kartnig wünschte allen "frohe Weihnachten". (Christian Hackl, DER STANDARD PRINTAUSGABE 9.12. 2003)