Wien - Kaufleute aus den nobleren Lagen der Wiener City machen gegen die neuen Ladenöffnungszeiten mobil. Der stellvertretende Wiener FP-Chef Heinz-Christian Strache und der Unternehmer Hannes Maly vom Herrenausstatter Philipp Maly präsentierten am Dienstag eine Liste von Wirtschaftstreibenden, die sich - so wurde versichert - gegen die derzeit geltende Regelung ausgesprochen haben. Gefordert wurde heute unter anderem eine Neuverhandlung der Öffnungszeiten-Verordnung.

Seit kurzem ist es in Wien möglich, unter der Woche an zwei Tagen - meist Donnerstag und Freitag - die Geschäfte bis 21.00 Uhr offen zu halten.

Lange Tage eher flau

Doch die langen Einkaufstage in der City verlaufen offenbar eher flau. Hannes Maly berichtete von einem Geschäft, in dem 42 Verkäufer abends auf Kaufwillige gewartet haben - und lediglich zwei Kunden gekommen sind. "Um 19.00 Uhr reißt es ab. Die Kosten tragen sich nicht", versicherte der Kaufmann, der auf die teuren Überstunden für das Personal verwies.

"Wir alle wollen nicht noch mehr arbeiten und weniger verdienen", bekräftigte Maly. Aus diesem Grund habe er eine Unterschriftenaktion gestartet. Zahlreiche zum Teil sehr namhafte Unternehmer unterstützen demnach ein "Nein zu längeren Ladenschlusszeiten". Auch luxuriösere Geschäfte wie Chanel, Gucci oder der Juwelier Haban am Graben finden sich auf der in der Pressekonferenz verteilten Liste - die rund 80 Geschäfte umfasst.

Maly für Neuverhandlung

Herrenausstatter Maly betonte, dass ohnehin viele Geschäfte an den Einkaufsabenden nicht offen haben. Dies sei ein Problem, weil damit geworben werde, dass auch in der Innenstadt an den betreffenden Tagen bis 21.00 Uhr eingekauft werden könne. Er sprach sich für eine Neuverhandlung der betreffenden Verordnung aus. Laut Maly wäre es etwa möglich, dass sich die Innenstadt-Kaufleute darauf einigen, jeden Tag bis 19.00 Uhr offen zu halten.

"Die Ladenöffnungszeiten sind eine Kann-Bestimmung. Die Wirtschaftskammer macht aber sehr wohl Druck", versicherte der stellvertretende FP-Parteichef Heinz-Christian Strache, der in diesem Zusammenhang auch das Wort "Mobbing" in den Mund nahm. Die Wirtschaftskammer kümmere sich vor allem um die Großen, kleinere Geschäfte hätten das Nachsehen. Massiv ist laut Strache auch der Druck durch die Einkaufszentren, in denen die Mieter verpflichtet würden, am Abend offen zu halten.

FP-Stadtrat für französisches Modell

In Wien sei eine Verordnung erlassen worden, ohne die Rechte der Arbeitnehmer zu sichern. Zudem gebe es auch keine Kinderbetreuungsplätze bis 21.00 Uhr. Fazit: Die Verordnung müsse "nachverhandelt" werden. Der nicht amtsführende FP-Stadtrat Eduard Schock plädierte dafür, das in Frankreich geltende Modell auch in Österreich umzusetzen - welches sich dadurch auszeichne, dass Geschäfte bzw. Einkaufszentren mit großer Verkaufsfläche strengere Öffnungszeiten einhalten müssten.

Dass jene Kaufleute, die auf der Liste stehen, nicht unbedingt geeint in Sachen Ladenöffnung vorgehen, wurde bei der Pressekonferenz deutlich. Eine anwesende Juwelierin betonte, dass sie nicht für eine Rückkehr der alten Regelung unterschrieben habe. Denn dass es einen erweiterten Zeitrahmen gebe, dagegen sei nichts einzuwenden: "Es ist einfach so, dass wir nicht offen haben. Aber prinzipiell soll jeder Unternehmer das Recht haben, offen zu halten, wann er will." (APA)