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Foto: Reuters/Foeger/etat.at
K ann ja sein, dass Hans Dichand Günther Nenning für seine literarische Huldigungsadresse Eine Krone bitte ein Douceur zusteckte, das seiner mäzenatischen Größe würdig ist. Aber geht es nicht auch um des Untoten Tatenruhm? Und um den sieht es gerade dort schlecht aus, wo man seine Verkündung am inbrünstigsten erwartet hätte - in der "Krone" bitte. Wie im STANDARD wurde Eine Krone bitte auch in anderen Blättern gewürdigt. So schrieben etwa die "Salzburger Nachrichten", leider nur in der Rubrik Ohne Protokoll: Ebenso skurril wie das Titelbild des Werks ist dessen Inhalt. Der einst achtbare Publizist Günther Nenning erhöht in knapp 200 eher hingeschluderten als wohlüberlegten Seiten den "Krone"-Chef Hans Dichand zu einer gottähnlichen Gestalt, dessen edles Bemühen es sei, sein Blatt vor dem Zugriff "der Deutschen" zu bewahren . . . In einem Anfall von Schlawinertum wird die "Krone" zum Staatsschatz und der deutsche Miteigentümer zum Staatsfeind erklärt. Und im "Falter", wo man eine angemessene Besprechung in der Werteskala der Woche Gut - Böse - Jenseits unter Jenseits vorzufinden erwartet hatte, setzte sich der Chef persönlich mit einem an "Tausend und eine Nacht" geschulten Ernst über fast eine Seite mit Nenning auseinander: Es zeigt sich, dass die Katastrophe der österreichischen Eliten zum Aufstieg der "Krone" mindestens so viel beigetragen hat wie diese selbst. Nur in einer Gesellschaft, deren Eliten für Intellektuelle weder Sensorium noch Anerkennung noch einen gesellschaftlichen Ort haben, konnte ein begabter Publizist wie Nenning dorthin rutschen, wo er jetzt gelandet ist: in die "Kronen Zeitung". Als Scheherezade des Kalifen Storch. Jetzt sollen also die katastrophalen Eliten schuld daran sein, dass Nenning ausgerutscht ist. Dabei haben sie doch täglich im Adabei ihren gesellschaftlichen Ort. Nur wer am Tag nach der Präsentation von Nennings patriotischen Fantasien nach einem Bericht darüber in der "Krone" suchte, tat es vergeblich. Andere Bücher wurden im Zentralorgan für Leseratten sehr wohl angepriesen. So das zeitgeschichtliche Kompendium "Krone-Schlagzeilen 2003", und zwar ebenfalls von einer alten Stütze des Blattes - dem obersten Heeresreformer. Sichtlich interessiert blätterten die beiden Heeresreformer (ein gewisser Günther Platter durfte auch mit ins Foto) im neuen, druckfrischen "Krone"-Schlagzeilenbuch. Sicher wichtig, sollte es doch auch die Schlagzeile enthalten, in der Bürgermeister Häupl forderte, die "Krone" müsse österreichisch bleiben. Und was bot Österreichs "First Lady" wenige Tage später feil? Schon wieder das "Krone"-Schlagzeilenbuch, und sie wird nicht die letzte Prominente sein, die sich dieser Tortur unterzieht, um Adabei zu bleiben. Nur Nennings "Eine Krone bitte" schien weder sie noch die beiden Heeresreformer im Geringsten zu interessieren. Geradezu provokant, dass ein anderes Werk, dessen Titel die gleiche Tendenz suggeriert - "Hawedeare - Bedenkliches aus Wien" - sehr wohl ausgelobt wurde, sogar mit Buchbestellschein! Vielleicht, so hoffte man, haben sie sich die Feier des literarischen Großereignisses für den Samstag danach aufgehoben, oder gar für die bunte Sonntags-"Krone". Welche Enttäuschung! Redaktionelle Werbung für den druckfrischen Jungbauern-Kalender, mit Österreichs feschen Landwirtinnen. Und das nicht nur im Dirndl! - Das ja! Aber der Karl Marx des Bauernmanifests wurde wieder ignoriert, und das nicht nur im Jopperl. Nicht einmal das, was jeder blaue Politiker bekommt, wenn er etwas gegen die EU daherstammelt, war er bisher dem obersten Redakteur wert: ein paar Leserbriefe, in denen das Genie des Autors gefeiert und seine unsinnige Liebe zu Hans Dichand, Hund Dichand, Christoph Dichand sowie zu Österreich an sich gegen die Untaten der Schurkenclique aus Wanne-Eickel oder wo immer sie her ist aufgerechnet wird. Diese Leserbriefe hätte der Herausgeber ausnahmsweise selber schreiben müssen, denn wie sollen die Leser dem Zwang zu einem Reflex erliegen, wenn ihnen das Signal dazu nicht vorher im Familienblatt geliefert wird? Am Sonntag begann sich dann der Verdacht zu verfestigen, in Hans Dichand sei der gute Geschmack erwacht und selbst ihm könnte Nennings Text eine Schleimspur zu schlicht erscheinen. Wieder kein Wort über Nennings Opus magnum. Waltraud Klasnic - dem Hungertod nahe . . . im bunten Teil konnte darüber nicht hinwegtrösten. Dafür neuerlich - gleich eine Doppelseite - für die "Krone"-Schlagzeilen 2003, sogar mit Bestellschein. Cato spielte unerbittlich den Censorius, und Frau Dr. Gerti Senger traf wieder einmal den Nagel auf den Kopf: So manches Pärchen arrangiert sich ganz gut damit, dass es nicht "richtig" miteinander verkehrt. Am Montag nix, am Dienstag besprach, angespornt vom Komturkreuz des Silvesterordens, der Innenpolitiker des Blattes gleich zwei Bücher über den neuen Gouverneur von Kalifornien, und was glauben Sie, von wem die sind? Die Autoren sind Journalisten der "Kronen Zeitung". Aber keiner von ihnen heißt Nenning. Sogar das Buch "Ein Leben wie ein Roman" wurde angepriesen. Könnte endlich die ultimative Dichand-Bio sein, ist aber das aktuelle Franz Klammer-Buch, also wieder kein Nenning.

Nun ist das zweite Wochenende vorüber und Nennings Mühe noch immer unbelohnt. Sogar Manfred Deix hat ihn schon als vielfach Wandelbaren in "NEWS" gewürdigt. Könnte es sein, dass die WAZ-Leute ihre Hände im Spiel haben? (DER STANDARD, Printausgabe vom 9.12.2003)